Sprendlinger Mosaik

So nennt Arno Baumbusch (gest. 2016) seine Sammlung von älteren und neueren Texten über Sprendlingen. Es ist eine Zusammenstellung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sie beruhen auch auf Texten von H. Runkel, J. & H. Heil und Anderen.

Inhalt:

Wie alt ist Sprendlingen?
Was bedeutet der Ortsname Sprendlingen? 
Der Lindenplatz in Sprendlingen
Die "Mariahall" in Sprendlingen
Der jüdische Friedhof in Sprendlingen

Alberus-Kirche, ehemals katholische Laurentius-Kirche
Pfarrer der Alberus-Kirche
Bekannte Persönlichkeiten aus Sprendlingen
Sprendlingen das Dorf der Gastwirtschaften
Verzeichnis der Sprendlinger Schultheiße und Bürgermeister
Hooschebaa oder Bottche die Spitznamen der Sprendlinger
Die Theisenmühle zu Sprendlingen
Sprendlinger Schullehrer zwischen 1585 und 1851
Kinderbewahranstalt – Kleinkinderschule
Hochdeutsch heißt er „Apfelwein“
Hausnummerierung in Sprendlingen
Sprendlingen und seine Juden
Katholische Kirche in Sprendlingen
Der Wilhelmshof in Sprendlingen
Der städtische Angestellte
Schilda läßt grüßen
Straßen in Sprendlingen
Erbteilung, der Untergang des Bauernstandes
Das Steinöl
Industrieansiedlung in Sprendlingen
Arbeiter organisieren sich
Erste Vereinsgründungen
Wasser – Gas – Strom
Rathausbau
Franzosenzeit
Zeit des Nationalsozialisten – 2. Weltkrieg
Amerikanische Truppen stehen vor Sprendlingen

Sprendlingen bekommt Stadtrechte
Abwasser – Kanal – Müll
Stasi-Agent jagt Haus in die Luft
Partnerstädte von Sprendlingen
Einwohnerzahl von Sprendlingen
Zusammenschluß oder auch Zwangsehe

 

 

Wie alt ist Sprendlingen?

All die Orte, deren Name mit  „ingen“ enden, gelten im allgemeinen als Gründung der Alemannen. In den meisten Fällen wurde das auch durch Bodenfunde belegt. Hier in Sprendlingen wurden an folgenden Stellen alemannische Grabbeigaben gefunden:

Bei Fundamentierungsarbeiten in der Rathausstraße 4 (1910). Bei Kanalarbeiten am Friedhof (1956). Bei der Verlegung einer Wasserleitung in der Hainer Chaussee (1965), sowie an der gleichen Stelle bei der Freilegung eines alemannischen Grabes durch die Freunde Sprendlingens (1978). Die gefundenen Grabbeigaben waren zum größten Teil Keramiken aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. und stehen heute im  Dreieich - Museum in Dreieichenhain.  

Nach der Dissertation von Lissi Oster (1941) dürfte Sprendlingen um 500 n. Chr. als Ringdorf entstanden sein. Ursprünglich siedelten die Alemannen wahrscheinlich an der mittleren und unteren Elbe. Auf ihrem Zug nach Westen durchbrachen sie 260 n. Chr. den Limes, eine Befestigungsanlage der Römer, und ließen sich in der heutigen Rhein - Main - Ebene nieder.  

Im Jahre 496 n. Chr. besiegten die Franken unter König Chlodwig die Alemannen, deren Bevölkerung blieb vor Ort und ging in dem Frankenreich auf. Zur besseren Verwaltung wurden die eroberten Gebiete in „Urmarke“ eingeteilt. 

Die Urmark Sprendlingen grenzte mit ihrer gesamten West - und Südseite an die Urmark Langen. Im Norden deckt sie sich mit der Südgrenze des Frankfurter Stadtwaldes und im Osten mit den Grenzen der Röder- und Bieger Mark, deren hohes Alter ebenfalls außer Zweifel steht. Die Urmark Sprendlingen umschloß somit ein Gebiet, welches das ehemalige Forstrevier Sprendlingen sowie die Gemarkungen Gravenbruch, Neu - Isenburg, Sprendlingen, Dreieichenhain, Götzenhain und Neuhof ganz, Philippseich zum Teil beinhaltete. 

König Ludwig der Deutsche schenkte am 7. Januar 834 das Dorf Langen mit zugehöriger Mark dem Kloster Lorsch. In einer später ausgefertigten Grenzbeschreibung dieser Schenkung wird unter anderem die „Spiren Dilinger marca“ genannt. Was aussagt, daß zu dieser Zeit schon ein Ort mit dem Namen Spiren Dilingen vorhanden war. Die erste urkundliche Erwähnung von Sprendlingen datiert am 17. November 880. In dieser Urkunde bestätigt König Ludwig der Jüngere, daß sein Vater, Ludwig der Deutsche, Kirche und Güter von Sprendilingen der Salvatorkapelle in Frankfurt geschenkt hat. Diese Schenkung wurde noch von Karl dem Dicken am 12. Dezember 882 (Sprendilingun) und von Kaiser Otto 2. am 12. April 977 (Sprendelincon) bestätigt 

Die Frage, wer älter sei, Langen oder Sprendlingen, beantwortet Lissi Oster in ihrer Dissertation (1941) mit folgenden Hinweis: Langen ist ein Wegedorf (Einzelgehöfte) und die ursprüngliche Siedlung Sprendlingen dagegen ein Ringdorf, deren Hofreiten um den Lindenplatz mit der im Süden stehenden Kirche lagen. Sprendlingen müßte demnach älter sein. 

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Was bedeutet der Ortsname Sprendlingen? 

Es wird angenommen, daß bei den Alemannen der Ortsname von dem Namen des Familien - oder Sippenführers abgeleitet wurde. In unserem Falle wäre das Sprendilo oder Sprandilo. Kann aber bis heute noch nicht nachgewiesen werden. Bemerkenswert ist, in der Grenzbeschreibung der Schenkungsurkunde von 834 wurde der Ortsname in zwei Wörtern geschrieben „Spiren Dilinger marca“.

War das ein Schreibfehler oder hatte es einen anderen Grund? War vielleicht Dilingen der Ortsname und Spiren ein Zusatz? Spiren kommt von dem althochdeutschen „sperran“ heißt sperren. Es könnte in den Sumpfgebieten um Sprendlingen eine Sperre gewesen sein. Es gibt bis jetzt noch keine gesicherte Erklärung des Ortsnamens von Sprendlingen.  

Auf Urkunden des Mittelalters kann man die verschiedensten Schreibweisen des Ortsnamens von Sprendlingen finden z. B.: Spirendilingen, Sprendilingun, Spirendelinum, Sprendelincon, und Springling.

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Der Lindenplatz in Sprendlingen

Seinen Namen hat der Platz, wie leicht zu erraten ist, von einer uralten Linde, einer sogenannten Gerichtslinde. Unter ihr tagte ehemals zweimal im Jahr das Vogteigericht. Es war ein niederes Gericht und hatte nur über kleinere Vergehen zu richten. Die Strafen, die vom Vogteigericht verhängt wurden, waren weniger Haft- oder Geldstrafen sondern Abgaben in Form von Getreide, Wein, Gänsen oder Hühnern. Es verwundert das Wort „Wein“.  Ja,  in unserem Ort wurde damals Wein angebaut. Noch heute gibt es Hinweise darauf, wie z.B. die „Wingertstraße“ oder die Gewannbezeichnung „Am Wingertsfeld“.  In Sprendlingen gab es zur damaligen Zeit auch einen Scharfrichter und einen Galgen. Sie unterstanden aber einem höheren Gericht, dem sogenannten Halsgericht. Der Galgen stand auf dem  „Galjehiwwel“ (Galgenhügel) in der Frankfurter Straße gegenüber der Wilhelmshöfer Siedlung. Es wurden bis heute keinerlei Unterlagen gefunden, die beweisen könnten, daß dort ein Todesurteil vollstreckt wurde. 

Neben der Gerichtslinde war, laut alten schriftlichen Unterlagen, ein Kettenbrunnen. Bei der Neugestaltung des Platzes 1980 durch das Bauamt der Stadt Dreieich wurde er wieder entdeckt. Die „Freunde Sprendlingens“ machten mit Hilfe der Firma Bratengeier eine Notgrabung und legten den alten Brunnenschacht (Durchmesser 160 cm) bis zu einer Tiefe von 8,5 Metern frei. Einstimmiges Urteil: sehr gut erhalten. Dieser Brunnenschacht ist vermutlich das älteste Bauwerk in Sprendlingen. Erste schriftliche Erwähnung im 15. Jahrhundert. Auf Veranlassung des Bauamtes der Stadt mußte der Brunnenschacht wieder zugeschüttet werden. Dabei hätte man die Brunnenwände nur ca. 150 cm erhöhen müssen und das geschichtlich sehr wertvolle Bauwerk wäre wieder sichtbar geworden. Zur Erinnerung an diesen alten Brunnen wurde über ihm ein nicht gerade schönes Wasserbecken erstellt. 

Im Süden des Lindenplatzes steht die 1716-18 erbaute, sehr markante, evangelische Erasmus-Alberus-Kirche. Sie steht auf sehr geschichtsträchtigem Boden, und ihre Geschichte kann man nur in einem späteren, separaten Artikel beschreiben.  Rechts neben der Kirche, zwischen dem ersten und dem zweiten Haus, war bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts das sogenannte „Gässje“. Dieses kleine Gäßchen war verwinkelt, mit Kopfsteinpflaster versehen und führte am ehemaligen Kirchhof entlang vom Lindenplatz zu dem einst so berühmten „Gestüt Mariahall“. Dort wurden vor dem ersten Weltkrieg Traberpferde gezüchtet und trainiert. Auf dem heutigen Schwimmbadgelände sowie den Tennisplätzen und im „Kamerun“ (nordwestlich von Sprendlingen) gab es mehrere Renn- und Trainingsbahnen. 

Die Tempelstraße hat ihren Namen nicht, weil sie zu einem Tempel führte, sondern zu einem Tümpel. Dorthin wurde das Vieh der Gemeinde von den Kuh-, Ziegen-, Schweine- und Gänsehirten täglich zur Tränke getrieben. 

Im Hengstbach ist heute noch eine Furt, in die die Bauern damals ihre Fuhrwerke stellen konnten, um das Austrocknen der Räder zu vermeiden. Durch die Feuchtigkeit des Wassers quoll das Holz und saß wieder fest in den Eisenreifen. Bei dieser Gelegenheit wurden natürlich auch die Pferde getränkt, und weil die Pferde in Sprendlingen nicht „Pferde“ hießen sondern im Dialekt „Gail“, so hieß der Hengstbach dort „de Gailsbach“. Über ihn führt schon viele Jahre eine kleine Brücke, undseit sie ein neues, teueres Geländer bekommen hat wird sie im Volksmund „Seufzerbrücke“ genannt.   

Sehr dominant ist auch das heutige Pfarrhaus. Ein Fachwerkbau der 1779-80 errichtet wurde. Da das Grundstück aber in Gräflich Isenburgischem Besitz war, hatte das Gebäude von Anfang an zwei Aufgaben. Es war gräfliches Forsthaus und erst in zweiter Linie Pfarrhaus. In seinem Vorgängerbau (Pfarrhaus) geschah 1570 ein Doppelmord. Opfer waren die Tochter und das Enkelkind de rers Schwanfelder. Der Täter, ein ortsfremder Bettelstudent, wurde in Frankfurt gefaßt und qualvoll hingerichtet. 

Neben dem Pfarrhaus führte früher der „Feuerläufer Pfad“ zum Hengstbach. Bei Bränden mußte das Löschwasser in Ledereimern zur Brandstelle geschafft werden. Jede ortsansässige Familie mußte bei Hochzeiten einen dieser Ledereimer und natürlich auch den Träger zur Verfügung stellen.  Dort, wo heute die Gaststätte „Zur Blauen Blume“ ist, war vermutlich in früheren Zeiten die Gaststätte „Zum Hirsch“. Sie ist in einem Protokoll des Vogteigerichtes aus dem Jahr 1601 erwähnt. 

Bis zum Jahre 1785 verlief die Hauptverbindungsstraße zwischen Darmstadt und Frankfurt  über den Lindenplatz. Sie führte am Anfang der Erbsengasse (heute Sprendlinger Weg) zwischen den Gebäuden „Briggebegger“ (Brückenbäcker) und der früheren Gaststätte „Zum Roten Ochsen“ durch eine Furt im Hengstbach im Bogen über den Lindenplatz, durch die Kirchgasse (heute Alberus-straße) zur Hauptstraße. Die Kirchgasse war damals tatsächlich die wichtigste Straße in Sprendlingen. Hervorzuheben: gleich auf der linken Seite das sogenannte „Lorey-Haus“. Ein Stück weiter auf der gleichen Seite die Dorfschmiede. Ihr Besitzer hieß Dreieicher, eine sehr bekannte Persönlichkeit im Ort. Im ersten Stock dieses Hauses war lange Zeit die Bürgermeisterei unter-gebracht.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße war in früheren Zeiten ein großer Bauernhof der sogenannte „große Hof“. Ob er der Sitz derer „von Sprendlingen“ war, ist heute kaum noch zu beweisen. Daß es ehemals (13.Jahrhundert) ein Adelsgeschlecht in Sprendlingen gab, läßt sich durch Urkunden zwischen 1269 und 1287 beweisen. Auf mehreren Gerichtsurteilen und Urkunden kann man den Namen „Henrici von Sprendlingen“ finden. Die Lebensdauer dieses Geschlechtes betrug nur ca. 100 Jahre, und es ist vermutlich um 1300 ausgestorben. 

Auf der nördlichen Seite des Lindenplatzes stand ein kleines Gebäude das im Volksmund den Namen „Betzekammer“ hatte (betz-halten = festhalten). Dieser Raum war die Arrestzelle des Ortes. Im Laufe der Zeit diente er auch anderen Zwecken, wie z.B. als „Freibank“. Ältere Bürger wissen noch, was dieser Name bedeutet. Man konnte dort verbilligtes, minderwertiges Fleisch von Notschlachtungen kaufen. Später diente das Gebäude der Feuerwehr des Ortes als Unterstellraum und war somit eigentlich das erste Feuerwehrhaus von Sprendlingen. Das Gebäude wurde 1929 abgerissen.

Dort, wo heute der von den Freunden Sprendlingens erstellte „Hooschebaa-Brunnen“  steht -  er erinnert an den Spitznamen der Sprendlinger Bürger - stand ursprünglich die „alt Schul“ (1772-1962). Sie war aber nicht die erste Schule im Ort. Es ist schriftlich überliefert, daß das „Schulhaus hinter dem Kirchhof“ 1758 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Im Schulgarten der oben erwähnten „alt Schul“ wurde 1841-42 eine Mädchenschule erbaut. Später erhielt sie den Namen Goethe-Schule und wurde in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen, um der Christoph-Helwig-Straße Platz zu machen. Durch deren Bau wurde damals der Jahrhunderte alte Anblick des Lindenplatzes zerstört. Im Volksmund heißt sie heute „Startbahn Ost“ und erinnert somit an die heiß umkämpfte Startbahn West des Rhein-Main-Flughafens.           

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Die "Mariahall" in Sprendlingen 

1835      „KUGLERHOF“,  erbaut vom Offenbacher Fabrikanten Kugler. 

1885      Das gesamte Anwesen ging für 36 000.- Mark an den Frankfurter Fabrikanten Dr. G. .Mösinger. Er nannte es nach dem Vornamen seiner Frau „MARIAHALL“ und gründete ein Gestüt für Traber- und Rennpferde. Zunächst Dressurbahn an der Hainer Chausee (heute Liegewiese und Tennisplätze). Später eine Trabrennbahn im Kamerun (Breitensee). Kamerun weil sie, weit weg war wie die damalige deutsche Kolonie Kamerun in Afrika. 

1886      Weltklassepferde, viele bedeutende Preise und Trophäen. Oft war der Großherzog von Hessen-Darmstadt zu  Besuch. Der Frankfurter Generalanzeiger berichtete 1892:  Das Gestüt Mariahall steht mit 60.000 Mark Preisgelder vor dem nachfolgenden Gestüt mit 38.000 Mark. Auf dem Anwesen war auch eine größere Gärtnerei mit Treibhäusern die mit einer Dampfheizung versehen waren. Weil Herr Dr. Mösinger in der Nacht, auf dem Weg von Frankfurt nach Sprendlingen, von seinem Kutscher in den Straßengraben gefahren wurde, stiftete er der Gemeinde Sprendlingen die ersten Petroleum-Straßenlampen. 

1914      Kriegsbedingt Verkauf seiner Pferde. Umstellung auf Landwirtschaft mit Milchkühen aus Ostpreußen. Am Ende des Krieges war Mariahall Reservelazarett. Nach dem Krieg, Kinderheim mit 25 Plätzen unter Leitung von Frau Mösinger. Am 31. Dez. 1920 aufgelöst. Grund: Frau Mösinger war verstorben. Sie wurde in einer Gruft auf dem Gelände von Mariahall beigesetzt. Nach dem Verkauf des Grundstückes wurde sie auf den Buchschläger Friedhof überführt.  Frau Mösinger war verstorben. Sie wurde in einer Gruft auf dem Gelände von Mariahall beigesetzt. Nach dem Verkauf des Grundstückes wurde sie auf den Buchschläger Friedhof überführt. 1922     bedingt durch die Geldentwertung in der Inflationszeit (1922-1923) kam die Familie Mösinger in wirtschaftliche Schwierigkeiten.  

1926      Umbau der Reithalle zu einem Dusch- und Wannenbad. Für Sprendlinger Verhältnisse ein absoluter Luxus.

1926 verkaufte die Familie Mösinger der Gemeinde Sprendlingen sein gesamtes Anwesen für 175 000.- Rentenmark. 

1927      In Notstandsarbeit wurde von der Gemeinde das Parkschwimmbad erbaut. Das Landhaus wurde zu einem Restaurant mit Hotelbetrieb umgebaut mit dem Namen Mariahall. 

1936      Die Nationalsozialisten machten aus dem Restaurant eine D.A.F.- Schule (Deutsche Arbeier Front).Nachfolgeorganisation der verbotenen freien Gewerkschaften. 

1945      Wieder Restaurant und Hotel Mariahall. 

1965      Das Gebäude wurde abgerissen und auf Restaurantgrundstück der heutige Kinderspielplatz errichtet.

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Der jüdische Friedhof in Sprendlingen

Versteckt zwischen dem alten und dem neuen Teil des christlichen Friedhofes am Lacheweg, liegt der fast vergessenen Sprendlinger Judenfriedhof. Nur wenige wissen, daß sich hinter der Bruchsteinmauer ein 1038 qm großes Gelände liegt, das mit Gras, Efeu und einigen Bäumen bewachsen ist und auf dem 100 Grabsteine, fast alle von einheitlicher, schmaler Grundform stehen. Diese sind, in künstlerischem wie in kulturellem Sinn, für unsere Stadt ein Dokument der Vergangenheit, das durch das ewige Ruherecht der Juden erhalten geblieben ist. Die Grabsteine tragen zum Teil hebräische Inschriften.

Vom Tor her führt ein gerader Weg durch den Friedhof. Hier empfängt uns eine feierliche Stimmung ohne schwermütige Klänge, denn hier herrscht keine todtraurige Monumentalität, die manche Friedhöfe mit ihrem starren Prunk oft unerträglich erscheinen lassen. In diese Stille scheint der Lärm der benachbarten Straße nicht eindringen zu können. Die Gedanken lassen den Alltag vergessen und wenden sich der Vergangenheit zu. Im Gegensatz zu den Christen bestatten die Juden ihre Toten immer mit dem Blick nach Osten, in Richtung Jerusalem.

Am Anfang der Belegung des Friedhofes war es Brauch die Grabsteine am Kopfende und später am Fußende des Grabes aufzustellen. Sie durften niemals mit einem tiefgehenden Fundament innerhalb des eigentlichen Grabes versehen werden. Viele Grabsteine haben eine besondere Kopfform, diese Form versinnbildlicht die aufgeschlagenen Gesetzestafeln Moses. Die Inschriften auf den Grabsteinen sind zum Teil in hebräischer Sprache eingemeißelt und enthalten oft Abkürzungen. Sie ver-zeichnen meist den Namen des verstorbenen, den Todes- und Beerdigungstag. Das Geburtsdatum anzugeben, war früher nicht Sitte. Aus religiösem Empfinden heraus schien nicht die Lebensdauer von Wichtigkeit, sondern das sittliche Tun während des kurzen Aufenthalts auf dieser Welt. Die Inschriften sind nicht nur für die Historie der Sprendlinger Juden von Bedeutung, sie sind auch wertvolle Dokumente für die Geschichte unseres Stadt.

Die jüdische Gemeinde Sprendlingen gehörte ursprünglich zum Friedhofsverband Offenbach. Diesem Verband gehörten u. a. auch die Orte Dreieichenhain, Götzenhain und Offenthal an. Die Begräbnisstätte befand sich in Offenbach und wurde 1725 angelegt. Die davor verstorbenen Juden wurden vermutlich auf dem jüdischen Friedhof von Bürgel beigesetzt. 1831 legte die jüdische Gemeinde in Sprendlingen ihren eigenen Friedhof an. Hier wurden ab 1872 auch einige verstorbenen Juden aus Dreieichenhain beigesetzt. Von 1875 an hatten aber diese drei Ortel einen eigenen, 1219 qm großen Friedhof in Dreieichenhain.

Nach meiner Schätzung sind auf dem jüdischen Friedhof in Sprendlingen 150 Personen beigesetzt worden. 100 Grabsteine, überwiegend aus rotem Sandstein, zieren diese Gräber. Fast 1/3 davon sind ganz oder teilweise mit hebräischen Inschriften versehen. Der älteste Grabstein trägt die hebräische Inschrift: Goldschmidt Mindlar, Frau von Perez Goldschmidt aus Sprendlingen, gest. 2. Tag Nissan 5591 (1831). Bei der letzten, offiziellen Beisetzung handelt es sich um: Sara Finkelstein, geb. Kesselmann, gest. 26.3.1938. Danach gab es noch drei weitere Beisetzungen, die aber wegen der Nazizeit nirgends urkundlich erwähnt sind. Meinen Nachforschungen zufolge sind es folgende Personen:  Hess Eva , gest. im Nov. 1938.  Bendheim Julius, gest. im KZ Buchenwald (Urne),  Pappenheimer Emanuel, gest. 28.Nov. 1938.

Zu erwähnen wäre noch, daß im Weltkrieg 1914 - 1918 die Sprendlinger Juden Julius Marx und Max Strauss ihr Leben für unser Vaterland opferten. Ihre Namen stehen auf den Gedenktafeln für die Gefallenen des 1. Weltkrieges im christlichen Friedhof, wo sie auch während des Dritten Reiches zu lesen waren. Während der N.S.-Zeit wurden auf dem Friedhof keine Gräber geschändet. Den Juden war es zu dieser Zeit untersagt, den Leichenwagen der Gemeinde Sprendlingen zu benutzen. Der Sprendlinger Schmied Dreieicher lieh ihnen einen Drückkarren und fand am anderen Tag ein Schild an seinem Hoftor mit der Aufschrift : „Judenfreund nimm dich in acht“.  

Nach dem Krieg 1939/45 wurde der Friedhof von Rektor Galle, mit wechselnden Schülergruppen, an 13 Nachmittagen gesäubert. Auf Veranlassung der „Freunde Sprendlingens“  wurde das Eingangstor neu gestaltet, das eingestürzte Leichenwaschhaus wiederaufgebaut und ein Handwaschbecken aufgestellt. Gleichfalls wurde für die letzten 17 Juden, die von Sprendlingen aus in ein KZ deportiert wurden, ein Denkmal errichtet.

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Alberus-Kirche, ehemals katholische Laurentius-Kirche

Die Laurentius-Kirche gehört zu den ältesten Kirchen in der Dreieich. Dies beweist uns die Schenkungsurkunde Karl des Dicken vom 2. 12. 882. Es läßteine Kirchengründung in merowingischer oder spätestens karolingischer Zeit vermuten. Es ist anzunehmen, dass die erste Kirche aus Holz gebaut war.

Jedenfalls reicht der rechteckige Grundriß der ältesten aus Stein gebauten Kirche nicht in diese frühe Zeit zurück, da seine Maße genau auf hessisch Fuß(26 cm) aufgehen. Der die alte Laurentius-Kirche umgebende Friedhof war ursprünglich ein Wehrkirchhof gewesen. Er war die einzige verteidigungsfähigeZufluchtsstätte der Bewohner der sonst unbefestigten Ortes. 

Die heutige noch vorhandene Maueroberkante liegt zwischen 3 und 3,50 Meter über Straßenoberfläche. Dazu muß man den etwa 1 Meter hohen Zinnenkranz rechnen, der leider abgebrochen wurde, so dass die Gesamthöhe der ehemals wehrhaften Friedhofsmauer mit mindestens 4 bis 4,50 Meter anzunehmen ist. Die nicht mehr vorhandene südliche Mauer wurde vermutlich bei einer Friedhoferweiterung eingerissen. 

Ein Zeugnis für die dörfliche Vergangenheit Sprendlingens ist die in schlichtem Barock erbaute Alberus-Kirche. Sie steht ander Stelle einer im dreißigjährigen Krieg zerstörten Kirche. Diese stand Ost- Westrichtung mit dem Altar im Osten. Bei Renovierungsarbeiten 1985/86 wurde an der Westwand der Alberus-Kirche Reste eines gotischen Portals freigelegt. 

Der älteste Teil, der jetzigen Kirche, der Chor, wurde im Jahr 1658 erbaut. Im Jahr 1716 wurde die Kirche in ihrer jetzigenGestalt eingeweiht. Ortspfarrer Capeller weilte oft auf strapaziösen Reisen um zu „collektieren“, mit anderen Worten, Geld für seine Kirche zusammeln. Dies hat Pfarrer Conschuh im Jahr 1843 würdigend in der Kirchenchronik festgehalten. 

Über dem Kirchenportal ist das Wappen der Isenburg-Birsteiner Herrschaft eingelassen. Der Bau ist in seiner Schlichtheit auch im Inneren sehenswert. Außer den Chorfenstern, die von dem Frankfurter Professor Linnemann stammen, enthält derAltarraum ein bemerkenswertes Epitaph für den ehemaligen Oberpfarrer Machenhauer und gegenüber eine hölzerne Barock-Statue des Heiligen Laurentius, dem diese Kirche in katholischer, also vorreformatorischer Zeit, geweiht war. Darum ist auch heute noch am Laurentiustag Sprendlinger Kirchweih (Kerb).

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Pfarrer der Alberus-Kirche

1527 - 1538   Alber, Erasmus (Alberus),
1544 - 1574   Schwanfelder, Johannes,
1576 - 1604   Helwig, Christoph (Helvicus),
1605 - 1616   Reuß, Valentin,  
1616 - 1636   Gerthius, Johann, 
1637 - 1657   Gerthius, Johann Conrad, 

1657 - 1686   v. d. Brinck, Johann Samuel,
1686 - 1695   Kahlenberg, Johann Conrad, 
1695 - 1718   Capeller, Jeremias Philipp,  

1718 - 1727   Werelin, Johann Michael, 
1727 - 1755   Lantz, Philipp Burkhard, 
1755 - 1792   Machenhauer, Johann Christian,
1793 - 1802   Becker, Georg Ludwig,
1802 - 1810   Scriba, Theophil Friedrich,
1812 - 1831   Hofmann, Dr. Johann Philipp
1831 - 1841   Spieß, Johann Baltharsa,
1843 - 1862   Conschuh, Johann Karl Conrad,
1863 - 1899   Scriba, Ferdinand,
1899 - 1903   Frey, August,

1903 - 1916   Schmidt, Hermann Karl August,
1916 - 1930   Reusch, Julius,
1930 - 1941   Petri, Heinrich Wilhelm,
1942 - 1946   mitverwaltet von Pfarrer Bayer aus Dreieichenhain,
1946 - 1971   Weber, Max Rudolf,
1971 - 1979   Kehr, Georg Dieter,
1980 - 1989   Schmidt, Ernst Ludwig
1990 -            Gerlitz, Winfried und Lessing-Gerlitz, Ruth

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Bekannte Persönlichkeiten aus Sprendlingen 

Heinrich von Sprendlingen  (Henricus de Sprendelingen), wird zwischen 1269 und 1287 in mindestens zehn Urkunden erwähnt. Aus der Stellung, die sein Name innerhalb der Reihe der aufgeführten Zeugen einnimmt, kann geschlossen werden, dass er ein sehr angesehener Mann war. Es ist nicht feststellbar, wo er seinen Wohnsitz hatte. Er und seine Frau Gertrudis bestimmen in einer Urkunde vom 21. Januar 1289, falls sie kinderlos sterben sollten, vermachen sie dem Kloster Patershausen (bei Heusenstamm) ihre Besitzungen in Vilbel, Griesheim, Kelsterbach, Sachsenhausen, Frankfurt und Neuenhain. Es  gibt noch eine undatierte Urkunde aus der Zeit zwischen 1210 und 1220 in der der Name Heinrich von Sprendlingen erscheint. Es dürfte sich aber um den Vater des obengenannten, zwischen 1289 und 1303 verstorbenen Henricus de Sprendelingen handeln. 

Hans von Sorgenloch, genannt Gensfleisch. Graf Philipp von Katzenelnbogen hat 1477 das Vogteigericht in Sprendlingen als Lehen an Hans von Sorgenloch übergeben. Er war ein Verwandter Gutenbergs und Richter in Mainz. Ein großer Verdienst von ihm war, 1478 ein Weistum schriftlich ausarbeiten zu lassen, das die Rechte und Pflichten des Vogtes und des Gerichtes festlegte. Es ist urkundlich belegt, dass er 1478 in Sprendlingen unter der Linde, das heißt auf dem heutigen Lindenplatz, Gerichtstag hielt. 

Doktor Erasmus Alber  (Alberus) Schüler und Freund Martin Luthers, Reformator der Dreieich, Pfarrer in Sprendlingen von 1528 – 1539. Er war ein großer Gelehrter und dichterisch begabt und schrieb 49 Fabeln, übersetzte die Äsopsche Fabel in deutsche Reime und versetzte sie in die heimische Landschaft. In der Fabel „Von den Hasen“ finden wir zum Beispiel die Steine erwähnt, die an den sagenhaften Hirschsprung erinnern. Diese Hirschsprungsteine müssen in früherer Zeit weit bekannt gewesen sein, denn sie wurden zur Kennzeichnung von Sprendlingen verwandt, Sprendenlingen bey dem Hirtzsprung. Es seien noch einige Werke von Alberus erwähnt. Ein Elementarbuch der lateinischen Sprache, ein Reimwörterbuch und ca. 40 Kirchenlieder. Die Jugenderziehung lag ihm besonders am Herzen. 

Prof. Dr. Christoph Helwig (Helvicus). Er wurde 1581 als Sohn des Pfarrers Christoph Helwig in Sprendlingen geboren. Mit 13 Jahren besuchte er die Universität in Marburg, mit 14 Jahren erhielt er schon den untersten akademischen Grad und mit 18 Jahren die Magisterwürde. Ab 1610 war er Professor der Theologie und der hebräischen Schrift an der Universität von Gießen. Die Stadt Augsburg z.B. übertrug ihm die Reformierung ihrer Schulen. Er starb im Jahr 1617, erst 36 Jahre alt. 

Leutnant zu Pferd Wendelin Kieffert. Im Dreißigjährigen Krieg diente er in der schwedischen Armee. In den Wiederaufbaujahren nach dem Krieg, genau am 6. November 1650, wurde er als Oberschultheiß und Vogt für Sprendlingen von Gräfin Magdalene und dem Grafen Johann Ludwig von Isenburg eingesetzt.Er holte viele seiner ehemaligen Soldaten aus der Pfalz hierher und ihm verdanken die wenigen Übergebliebenen den Wiederaufbau ihrer zerstörten Heimat, aber auch den echten Sprendlinger Dialekt. 

Pfarrer Balthasar Spieß. Er wirkt von 1831 – 1843 in Sprendlingen, aber nicht nur als Pfarrer, viel bedeutender war er als Schulmann. Aufgeschlossen für die Pestalozzischen Ideen, suchte er sie selbst in die Tat umzusetzen. Er wird uns als humaner Mann, weitsichtig und unermüdlicher Förderer der Jugend und der Volksbildung geschildert. Sein Sohn Adolf ist der Begründer des deutschen Schulturnens. Er schrieb die Bücher „Lehre der Turnkunst“ und  „Turnbuch der Schulen“.

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Sprendlingen das Dorf der Gastwirtschaften

Als erstes Gasthaus wird in einer Urkunde (1693) der „Weiße Löwe“ erwähnt und war damals im Besitz der Familie Paulin, 1900 wurde darausder „Darmstädter Hof“. Im Jahre 1831 war Georg Adam Löffler Besitzer des Gasthauses „Adler“. Dieses gilt als Stammhaus aller Sprendlinger Familien mit dem NamenLöffler. Es wurde wegen Verbreiterung der Darmstädter-Straße in den 50er Jahren abgerissen, ist aber allen alten Sprendlinger noch als „Adler-Eck“ in Erinnerung.                                                                                                      

 „Zum roten Ochsen“ hieß die Gaststätte Ecke Darmstädter Straße und Erbsengasse, heute Sprendlinger Weg. Sie wurde in einem Taufprotokoll vom Jahre 1726 erwähnt. Noch nicht aufgeklärt ist die genaue Lage der vermutlich am Linden-Platz gelegenen Gaststätte „Zum Hirsch“. Ihr Besitzer hieß 1762 DanielSchlapp, Bierbrauermeister.                                                                                                                                      

1792 ist Philipp Müller Besitzer des „Schwanen“, in der Hauptstraße. Dessen Nachkommen produzierten in ihrer Metzgerei die ersten „Frankfurter Würstchen“. 

Heinrich Kroat ist 1717 Eigentümer der Gaststätte „Zum Engel“. 1935 wurde daraus das Gemeindeverwaltungsgebäude neben dem Rathaus. 

„Zur Krone hieß eine Gaststätte, erste Erwähnung 1723, in der Hauptstraße. Mit ihren zwei Einfahrten bot sie einen ganz besonders stattlichen Anblick. Sie war Aus- und Umspannort für Fuhrwerke und Kutschen. In den 60er Jahren wurde sie abgebrochen und an ihrer Stelle das„Rhein-Main-Hotel“ erbaut. 

 

„Zum Roß“ hieß die Gaststätte Ecke Darmstädter-Straße und Vogtei.  Sie wurde vermutlich vor 1700 erbaut und ist heute noch zum Teil erhalten und ist seit 1794 im Besitz der Familie Stroh/Schäfer. 

 

Das kleine Sprendlingen hatte damals aber noch viel mehr Gasthäuser, das heute noch unter anderem Namen erhaltene „Lämmchen“, Ecke Hellgasse und Kirchgasse (Alberusstraße), die abgerissenen Gasthäuser „Frankfurter-Hof“, in der Hauptstraße Ecke Wiesenstraße (Auestraße),  den „Isenburger-Hof“ (Volksbank) und die „Jägerlust“, in der Wiesenstraße. Noch zu erwähnen wären, wegen ihrer Tradition, das noch vorhandene Gasthaus „Zur Sonne“, an der Hengstbachbrücke und die leider auch abgebrochene Gaststätte "Herrnbrod).                                                                                                                                  

Alle anderen, heute vorhandenen Gasthäuser sind jüngeren Datums.        

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Das Vogteigericht zu Sprendlingen

Bei diesem Gericht handelte es sich um eine niedere Gerichtsbarkeit und unterstand dem Landgraf von Hessen, die höhere aber dem Grafen von Isenburg. Dieses verursachte große Reibereien im Bereich der Zuständigkeiten. 

In der niederen Gerichtsbarkeit wurden Streitfälle, Prügeleien, und Scheltereien verhandelt, aber nur über Vorkommnisse in Sprendlingen und auf der Reichsstraße nach Frankfurt, im Abschnitt von Bayerseich bis zur Frankfurter Steinkaut. Oft gab es Keilereien, die mit Spieß und Schwert ausgefochten wurden. Das Gericht tagte vier mal im Jahr, und die Strafen bestanden aus Geldbußen und Abgaben von Naturalien, meistens in Wein. 

Der Vogt wählte aus den  Bürgern einen Schultheiß, den man zur Unterscheidung von dem durch die Isenburger Grafen eingesetzten Schultheiß (Amtsschultheiß), als Gerichtsschultheiß bezeichnete. Die Darmstädter- und Isenburger Schultheiße waren sich nicht hold und versuchten, die Abhaltung des Gerichtes durch allerlei Schikanen zu stören. Durch läuten der Kirchenglocken wurde der Bevölkerung mitgeteilt, an den Verhandlungen teilzunehmen.Um diese Benachrichtigung zu unterbinden, hängten die Isenburger schon mal den Glockenklöppel aus,und so mußte der Büttel von Haus zu Haus gehen und die Leute benachrichtigen. Diese Streitereien um die Gerichtsbarkeit endeten erst um 1711 als Hessen-Darmstadt auf alle Rechte im Isenburger Land verzichtete. 

Ein Bericht von 1478 kennzeichnet den Gerichtsplatz folgendermaßen: „.. under der linden, unfern der kirchen, dabei ein gemeiner ziehe- und kettenpronnen stehet, gerade gegen Jacob Voltzen, des Würts zum Hirsch hof und stubenfenster herüber“... 

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Verzeichnis der Sprendlinger Schultheiße und Bürgermeister

1478    Henlis? Wilheym,
1497    Henloch? Wilheym,
1500    Henn Wilems, „Sörgenlochischer Schultheiß“.Vielleicht immer der Gleiche?
1532    Schwitz Henne,   
1548    Ebberts Jacop,    
1555    Schickedantz Henn,   
1576    Schickedantz Ciliax
1650 – 1661 Kieffert Wendelin, Fürstlich Isenburg-Birsteinscher Oberschultheiß und Gemeindeschultheiß. Leitete nach 1648 den Wiederaufbau des zerstörten Sprendlingen.
1657 – 1685  Hunkel Johannes
1690    Kieffert David,
1692    Lenderoth Hans Hermann,
1697    Brinck Johann Daniel,
1706 – 1708 Tonsor (lat. zu deutsch Schäfer),  
1715    Schlapp Johann,1716 Brinck Johann Daniel, 
1717    Löffler Johann Jacob,1763 Schickedanz Philipp,
1767, 1771 + 1772 Schmitt Johann Daniel,
1779 – 1793 Neuwirth Georg Ernst,  
1794 – 1805 Klöpper Heinrich Theodor,
1805 – 1810 Leopold Johann Heinrich, 
1810 – 1814 Schäfer Valerius,
1815    Löffler Georg Adam, 
1817 – 1822 Mai (Vorname unbekannt). 
1822 – 1831 Pfaff  Jacob,  Ackermann, 
1831 – 1843 Kiefer  Johann  Christian,  Zimmermann, 
1843 – 1862 Lorey  Philipp  Wilhelm,  Ortseinnehmer,
1862 – 1871 Leonhardt  Johannes  5.,  Ackermann, 
1871 – 1883 Lorey  Philipp  Wilhelm,  Ortseinnehmer, 
1883 – 1901 Lorey  Wilhelm  August

1901 – 1928 Dreieicher  Georg, 
1928 – 1933 Stimpert  Wilhelm,  Schreinermeister, wurde von den Nazis abgesetzt
1933 – 1945 Storch  Dr.  Ludwig, wurde von der amerikanischen Militärregierung abgesetzt,
1945     Ebert  Georg  3., Maurermeister und Gewerkschaftssekretär. Von den Amerikanern als kommisarischer Bürgermeister eingesetzt, jedoch wegen Verstoß gegen das Versammlungsverbot wieder amtsenthoben.
1945 – 1950 Heil  Jakob, Stadtoberinspektor a. D. 
1950 – 1957 Ebert  Georg  3., Maurermeister und Gewerkschaftssekretär
1958 – 1965 Banse  Wilhelm, Journalist, 
1965 – 1977 Scheid  Erich,  Beamter der Stadt Frankfurt, bis zur Gründung der Stadt Dreieich

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„Hirschsprung“ und seine Bedeutung

Der Wald war damals, wie aus alten Dokumenten und einer alten handgezeichneten Karte zu entnehmen ist, eingezäunt. Der Zaun hatte in gewissen Abständen „Einsprünge“ oder „Hirschsprünge“. Dies waren Erdrampen, die außen, zum Zaun hin ansteigend, angelegt waren, damit ausgebrochenes Großwild leicht über den Zaun wieder in den Waldbereich hineinspringen konnte. So ist es sehr wahrscheinlich, dass ein ehemals am Waldrand vorhandener Hirschsprung der Flur den Namen gegeben hat, von der er auf die dort stehenden Steine übergegangen ist. Nach einer alten Sage soll ein von Jagdhunden gehetzter Hirsch über einen vollgeladenen Heuwagen gesprungen sein. Die alte Ortsbezeichnung „Spirendillingen bei den Hirtzsprung“ deutet darauf hin, dass es vielleicht doch keine Sage ist, die Sache mit dem Hirschsprung. Siehe dazu die neueren Erkenntnisse

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„Ruhe“ Steinmale in Sprendlingen

Sie wurden damals aufgestellt, um den Menschen die Möglichkeit zu bieten, ihre auf dem Kopf getragenen Waren auf dem Weg nach Frankfurt oder Offenbach leichter abzustellen und sich selber ausruhen zu können. Die Ruhen waren aus dicken Sandsteinquadern zusammengesetzt, eine dreiteilige Bank mit erhöhtem Mittelteil. Eine stand in Richtung Neu-Isenburg am rechten Waldrand und die Zweite an der Straße nach Offenbach. Erstere wurde, mit einer Bronzetafel versehen, an der Hirschsprung-Siedlung aufgestellt. Die Zweite, die auf einem Parkplatz in Richtung Langen einen unrühmlichen Platz gefunden hatte, wurde auf Veranlassung der „Freunde Sprendlingens“ wieder an der Straße nach Offenbach aufgestellt.

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Hooschebaa oder Bottche die Spitznamen der Sprendlinger

Hooschebaa bezieht sich auf die damals überknielange Hosentracht der Buben. Die Sprendlinger Nachbarn wählten diesen Ausdruck zur Charakterisierung und Verspöttelung der Sprendlinger. Hooschebaa, auf hochdeutsch Hosenbein. 

Bottche hat die gleiche Bedeutung und ist abgeleitet von dem nordwestdeutschen Wort Botz, die Hose. Im Grunde besagen Bottche und Hooschebaa dasselbe. Wann diese Spitznamen entstanden sind, läßt sich schwer feststellen. 

Zur Erinnerung daran steht heute auf dem Lindenplatz der „Hooschebaa-Brunnen“. Er wurde von den „Freunden Sprendlingens“ anläßlich der Gründung der Stadt Dreieich 1977 errichtet. Die Hooschebaa-Figur schuf der Sprendlinger Künstler Hermann Will, der Brunnen wurde von dem Sprendlinger Steinmetz Arno Baumbusch entworfen und unter seiner Aufsicht auch ausgeführt. Alljährlich wird auf dem Lindenplatz das Hooschebaa-Fest gefeiert.  

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Sprendlingen in der Acht

Der Bericht stellt den Ablauf der Dinge nur in ganz groben Zügen da. Die Dokumente und Briefe über diesen Fall sind zu zahlreich, um auf Einzelheiten einzugehen. Die Achterklärung war eine späte Folge des Streites der Stadt Frankfurt mit dem Besitzer der Falkensteiner Erbschaft. Zu dieser Zeit war Werner von Falkenstein Erzbischof von Trier (1409). 

Im sogenannten „Reichskrieg“ (1364-66) wurden durch Frankfurter Truppen einige Dörfer im Falkensteiner Gebiet,darunter auch Sprendlingen, arg in Mitleidenschaft gezogen. Durch die entstandenen Schäden und die Abholzung des Breitensee- und Koberstädter Waldes, sah sich Werner von Trier veranlaßt, bei der Stadt Frankfurt für 8000 Gulden Ersatzansprüche zu stellen.  Dies wurde aber vom Rat der Stadt Frankfurt abgelehnt. Vermutlich als Folge dieser Ablehnung belegte Werner von Trier die Besitztümer Frankfurter Bürger in Sprendlingen mit Steuern. Dadurch entstand ein jahrelanger Streit, der seinen ersten Höhepunkt in der Achterklärung fand. 

Die Bekanntgabe der Achterklärung für Sprendlingen erfolgte am 12. November 1422. Der Kläger war die Stadt Frankfurt und der Beklagte die Gemeinde Sprendlingen. Wobei der Gemeinde Sprendlingen Ungehorsam vorgehalten wird, da sie dreimal vor das Hofgericht geladen wurde und nicht erschienen ist. Deshalb sei sie aus königlicher Macht und Gewalt in des Reiches Acht getan und aus dem Frieden und Schutz desReiches genommen und in Unfrieden gesetzt. 

Die Folgen sind:  Es ist verboten, mit den geächteten Gemeinschaft zu haben, sie in Haus und Hof aufzunehmen, ihnen Essen oder Trinken zu geben, von ihnen zu kaufen oder ihnen zu verkaufen und das weder heimlich noch öffentlich. Gestattet ist, die ungehorsamen geächteten aufzuhalten, zu bekümmern (pfänden), anzugreifen und gefangen zu nehmen.  Diese Urkunde ist in Wien ausgestellt, im 36. Jahr der Herrschaft König Sigmunds in Ungarn, im 13. Jahr seines römischen Reiches und im dritten Jahr seiner Herrschaft in Böhmen. 

Im Jahre 1425 führte schließlich der fortgesetzte Ungehorsam der Gemeinde Sprendlingen zwangsläufig in die Aberacht oder Oberacht. Sie bedeutet eigentlich die völlige Preisgabe des Geächteten zur Tötung durch jedermann.  Doch zu dieser Zeit hatte eine Aberachterklärung praktisch keine zusätzlichen rechtlichen Folgen. 

Wann die Acht sowie Aberacht endeten, ist heute nicht mehr feststellbar.  Denkbar ist, dass die am Hofgericht erklagten Strafen mit dem Tode Kaiser Sigmunds im Jahr 1437 hinfällig wurden. Der Kirchenbann konnte früher nur von einem Kirchengericht ausgesprochen werden.  Allgemein bekannt ist heute noch der Gang Kaiser Heinrich des 4. nach Canossa. Die Acht und die Aberacht waren Strafen die im Gegensatz zum Kirchengericht  nur ein Reichsgericht verhängen konnte. 

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Die Theisenmühle zu Sprendlingen

Heinrich von Heusenstamm und seine Frau Agnes übergaben 1276 dem Kloster Patershausen ihre Mühle in Sprendlingen. Nach Anlage eines Weihers (1420), wurde dieser (1428) so verändert, dass auch Hechte darin leben konnten. 1433 erhielt er eine Ufermauer und später noch einen Damm. Danach hieß die Mühle, über lange Jahre „Woogsmühle“ (Woog – Weiher). 

Der Name „Theißemühle“ stammt vermutlich von einem Vertrauten des Klosters Patershausen mit dem Namen Theis. Er führte die Eigentumsübertragung durch. 1420 ging die Mühle in den Besitz der Familie Müller, die sie bis 1986 ihr Eigen nannte. Es werden viele Geschichten über die alte Mühle erzählt, z.B. soll der Schinderhannes, der berühmt-berüchtigte Räuber und „deutsche Robin Hood“ aus dem Hunsrück dort einmal mit seiner Bande durchgekommen sein, oder ein russisches Regiment soll dort Quartier bezogen haben, als es 1812 gegen Napoleon ins Feld gezogen ist. Sie hinterließen nach Schießübungen eine Anzahl von Kugeleinschlägen im Gebälk.   

1967 wurde in der Mühle ein Cafe- und Restaurationsbetrieb eingerichtet.Heute ist die Theisenmühle nur noch Erinnerung. Sie wurde nach dem Verkauf durch die Familie Müller, am 23. Oktober 1986 in einer Nacht- und Nebelaktion, angeblich ohne Wissen der Behörde, dem Erdboden gleichgemacht. 

Die „Freunde Sprendlingens“ sangen am Sprendlinger Abend 1986 ein kleines Lied mit folgendem Text:   

In einem Kühlen Grunde, 
da ging ein Mühlenrad, 
die Mühle ist verschwunden, 
die dort gestanden hat.                        

 Freescht mer bei alle Ämter,
schlägt sich jeder an die Brust,
mir kenne nix dra ännern 
mir hawe von nix gewußt.

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Sprendlinger Schulen

Es ist überliefert, dass Erasmus Alberus freiwilligen Unterricht erteilte (1535).  Er unterrichtete eine kleine Gruppe von Schülern (12 an der Zahl), die aber nicht nur aus Sprendlingen kamen und Kinder bessergestellter Leute waren.  Mit dem allgemeinen Schulunterricht wurde, nach einer Notiz in der Literatur, 1550 begonnen. In einem Dokument (1585) wird der Name des Schulmeisters als Georg Glöckner angegeben.  

Auf dem Lindenplatz, dort wo heute der Hooschebaabrunnen steht, stand bis 1962 die „Alt Schul“. Sie war aber nicht die erste Schule im alten Ort, 1758 wurde hinter der Alberuskirche, wegen Erweiterung des Kirchhofes, das alte, schon sehr baufällige Schulhaus abgebrochen. Die „Alte Schule“ wurde 1772 erbaut. Als diese zu klein wurde, bezog man 1842 den im Schulgarten der alten Schule erbauten zwei- später (1899) dreigeschossigen, mit vier bzw.   sechs Sälen errichteten Neubau.  Dieses Schulhaus wurde später die Mädchenschule und erhielt 1903 offiziell den Namen „Goethe-Schule“. 

Im Garten der Gaststätte „Zur Krone“ wurde im Jahr 1881 die „Schule im Unterdorf“ zweigeschossig mit vier Sälen gebaut.   Es wurde die Knabenschule, im Volksmund „Böse Bube Schul“. Sie war aber bald schon zu klein und mußte (1886) um einen Stock, mit zwei Sälen erhöht werden. 1903 erhielt sie den Namen „Pestalozzi-Schule“. Mit dem Wachsen des Dorfes reichten aber bald die beiden Schulen nicht mehr aus und so entschloß sich der Gemeinderat 1905 zum Bau der „Schiller-Schule“. Zunächst als Eckbau mit vier Sälen, an den sich 1907 und 1911 Anbauten anschlossen.  Der heutige Grundriß entspricht einem liegenden F. Anfang des Jahrhunderts wurde in der Eisenbahnstraße eine Gewerbeschule errichtet. Weitere Schulen wurden erst wieder nach dem zweiten Weltkrieg erbaut. 

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Sprendlinger Schullehrer zwischen 1585 und 1851

1585                Glöckner, Georg, 
1587 – 1589  Engelhardt, Nicolaus, 
1657 – 1664  Bechtel, Jacob, 
1668 – 1685  Zahm, Johann,
1685 – 1700  Löffler, Johann Georg,  
1701 – 1714  Kommesser, Johann Heinrich,
1715 – 1735  Petri, Johann Michael,
1735 – 1762  Salzmann, Christian,Lotz, Jonas,
1763 – 1777  Gollgardt, Johann Michael,
1778 – 1816  Ackermann, Johann Philipp,
1816 – 1854  Ackermann, Philipp Wilhelm,
1833 –  1854  Herbert, Michael, als zweiten Lehrer.
Mit dem Einzug (1842) in die neue Schule wurde 1843 eine dritte und ab 1851 eine vierte Lehrerstelle eingerichtet.

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Kinderbewahranstalt – Kleinkinderschule

Weil die Mütter in der kleinbürgerlichen Familie und der Arbeiterfamilie eine wichtige Arbeitskraft war, bestand das Bedürfnis, im Dorf eine Kinderbewahranstalt zu schaffen, die man dann später „Kleinkinderschule“ nannte. Nachdem eine Kinderbewahranstalt nur kurze Zeit bestand, wurde am 5. Mai1882 die Kleinkinderschule eröffnet und von Frau Becker geleitet. Sie mußte aber auch nach ca. einem Jahr wieder geschlossen werden. 

Nun wurde die ev. Kirchengemeinde unter Pfarrer Scriba aktiv. Durch Spenden und Kollekten wurden 5 000 Mark aufgebracht. Mit diesem Geld konnte die damalige Blumenthalische Fabrik, zwischen Haupt- und Schulstraße erworben werden.Am 1. August 1886 konnte die neue Kleinkinderschule, unter der Leitung von Frau Scriba und der Kinderbetreuerin Frl. Landwehr, für hundert Buben und Mädchen eröffnet werden. Es stellte sich aber bald schon heraus, dass diese Schule auf die Dauer gesehen zu klein werden würde. 

Unterstützt von der Gemeinde ließ der Vorstand der Kleinkinderschule ein großes, damals imposantes Haus in der Schulstraße 42 bauen. Am 29. September 1901, einem Sonntag, wurde diese neue Kleinkinderschule in Anwesenheit des Großherzogs Ernst Ludwig und seiner Gemahlin festlich eingeweiht. Zwei Jahre lang wurden Räume dieser Schule von der Volksschule für Mädchen mitbenutzt. Am 1. April 1920 wurde die Kleinkinderschule von der Gemeinde übernommen. 

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Hochdeutsch heißt er „Apfelwein“ 

der vielgepriesene Saft der Äpfel. Nicht nur in Sachsenhausen wurde gekeltert, auch in Sprendlingen war und ist noch bekannt für einen guten Schoppen. Sprendlinger Apfelweinschenken waren beliebt. Von Frankfurt und Offenbach kamen sie in hellen Scharen, um beim „Herrnbrod“, in der „Sonn“, beim „Schmidtche“ (Frankfurter Hof), im „Roß“, im „Adler“, im „Lämmche“ und im „Iseboijer Hof“ einzukehren. Überall gabs  das begehrte Stöffche und wahrlich kein schlechtes. 

Kein Mensch weit und breit sagte aber Apfelwein. Man schreibt´s zwar so, aber gesprochen wird es anders und das anders Gesprochene kann man verschieden schreiben.Zum Beispiel so:  Abbelwei,  Eppelwei,  Eppelweu,  Äbbelwoi,  Äppelwoi,  Ebbelwei,  Äppelweu. Bei uns in Sprendlingen spricht man nur vom „Äppelweu“ und das schreibt man auch so. Äpfel sind „Äppel“ und Wein ist „Weu“.  Klar !

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Hausnummerierung in Sprendlingen

Mit Einführung der Brandversicherung, am 1. August 1777, mußten alle Gebäude geschätzt und nummeriert werden. Das älteste noch vorhandene Brandkatasterbuch von Sprendlingen wurde vor 1819 angelegt. Es beginnt mit der Hausnummer 5, heute Hauptstraße 45. Für evl. Neubauten hatte man vorsorglich die ersten Nummern freigelassen und endete mit der Hausnummer 236, heute Hauptstraße 70. 

Im ersten Jahr wurden, meistens verursacht durch Erbteilungen, schon elf Änderungen eingetragen. So entstanden die Hausnummern mit dem Zusatz, wie z.B. 1 ¼, 1 ½, 1 ¾ oder 1a, 1b usw.. Bis zum Jahr 1849 wurde die Hausnummerierung von 1 bis auf 277 erweitert. Die Nummerierung fing am Ende der östlichen Seite der Hauptstraße an und lief bis zur oberen Tempelstraße und auf der westlichen Seite wieder zurück. 

1849 empfahl die großherzogliche hessische Regierungskommission in Darmstadt wegen Unübersichtlichkeit, verursacht durch die vielen Nachträge, ein neues Brandkatasterbuch anzulegen. Dies geschah 1851. Das neue Brandkatasterbuch fing mit der Hausnummer 6 an, heute FrankfurterStraße 9, und endete mit der Hausnummer 254, heute Frankfurter-Straße 18. In den Jahren 1851 – 1874 wurden 114 Eintragungen außer der Reihenfolge getätigt. 

Dadurch entstanden Hausnummern, die man als äußerst kurios bezeichnen kann. Zu den normalen Nummern kamen im Laufe der Zeit fünf verschiedene Ergänzungen hinzu. So gab es Hausnummern mit dem Zusatz  a, b, c usw., 1/10, 2/10, 3/10 usw., 1/100, 2/100, 3/100 usw., 100/1000, 101/1000, 102/1000 usw. und zum Schluß gab es auch noch Hausnummern mit einem Komma z.B. 258,1, 258,2, 258,3 usw.. Es gab z.B. die Hausnummer 255 104/1000, heute Wingertstraße 20. Die Hausnummer 255 gab es mit 35 verschiedenen Zusätzen. 

Es war ein so großes Durcheinander entstanden, dass sich fast niemand mehr zurechtfand. Der Ortsvorstand beschloß, ein neues Brandkatasterbuch anzulegen und die Nummerierung straßenweise festzulegen. Dies geschah am 17. Juni 1879, wobei folgende Straßennamen eingeführt wurden: 

Bangertsgasse, Darmstädter-Straße, Erbsengasse, Elisabethenstraße, Frankfurter Straße, Fünfhäusergasse, Hauptstraße, Hellgasse, Hügelstraße, Kanonenstraße, Kirchstraße,  Lindenplatz, Offenbacher Straße, Ostendstraße, Spenglerstraße,  Schulstraße, Tempelstraße, Verbindungsstraße, Vogtei, Wiesenstraße, Wingertstraße und als Ergänzung „Außenliegende Hofreithen“. Dazu einige Namenserklärungen: 

Bangertsgasse - Bangerte – Baumgärten, 
Erbsengasse – die Erbse war Hauptnahrungsmittel, vor der Kartoffel, 
Hellgasse – das Wort „Hell“ kommt von Hohl (Hohlweg), 
Kanonenstraße, hier lagerte 1866 der Artilleriepark des Bundeskorps, 
Vogtei – dort war der Sitz des Vogteigerichtes, 
Wingertstraße – (Wingert - Weingärten) führte zum Wingertsfeld, welches 1745 von 4 500 Mann der französischen Armee, darunter auch ungarische Panduren als Lagerplatz genutzt und dadurch restlos zerstört wurde.     

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Sprendlingen und seine Juden

 Es ist die verdienstvolle Arbeit der „Freunde Sprendlingens“  in einer umfassenden Dokumentation einen illustrierten Bericht unter dem Titel „Die Sprendlinger Juden“ veröffentlicht zu haben. Den ersten Hinweis auf Anwesenheit von Juden in Sprendlingen gibt es 1563, beim Erheben des „Judenzins“.  

1861 wurden 106 jüdische Personen gezählt, ihre Synagoge und ihr Friedhof wurden in den Jahren 1830-31 erbaut und eingeweiht. Juden und Nichtjuden lebten in Sprendlingen sehr gut zusammen. So spendete z.B. ein jüdischer Bürger 1920 Geld, um die im ersten Weltkrieg eingeschmolzenen Kirchenglocken der Alberuskirche wieder zu beschaffen. Es gab auch einen Ortsverein des „Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten“. 

Dann kam der 30. Januar 1933. Bald schon kamen die ersten Juden zur sogenannten „Umerziehung“ in das Lager Osthofen.  Dort gab es auch den ersten Toten, seine Urne wurde auf dem jüdischen Friedhof von Sprendlingen beigesetzt. Am 10. November 1938, nach der sogenannten “Reichskristallnacht“, wurde von den Nazis die Synagoge in Brand gesteckt. Die Sprendlinger Feuerwehr war vor Ort und durfte nicht löschen, nur die umliegenden Häuser der Nichtjuden schützen. Zur Erinnerung haben die „Freunde Sprendlingens“ am Rathaus eine Gedenkplatte anbringen lassen. 

Bis zum Jahre 1939-40 gelang noch 13 jüdischen Bürgern die Flucht ins Ausland. Die letzten 17 noch hier gebliebenen Juden wurden 1942 nach Osten deportiert. Sie wurden alle in den Konzentrationlagern der Nazis ermordet. Die Jüngste war 13 und der Älteste 78 Jahre alt. 

Bemerkenswert ist, dass der jüdische Friedhof während der ganzen NS-Zeit nicht behelligt wurde. Es gibt dort ca. 180 Grabstätten, versehen mit 100 Grabsteinen. Das letzte Sterbedatum lautet 28. November 1938. Auf Veranlassung der „Freunde Sprendlingens“ wurde 1988 auf dem jüdischen Friedhof von Sprendlingen ein Mahnmal eingeweiht.

Durch heimatkundliche Arbeiten (1979) waren die „Freunde Sprendlingens“ auf den Begriff „Juddeloch“ gestoßen, gemeint war damit ein mit Hausmüll zugeschütteter Keller. An sieben Samstagen schafften vier bis sechs Personen 11 cbm, meist schlammigen Morast, durchsetzt mit Keramikscherben, aus dem unterirdischen Gewölbe. Herr Schäfer, dem Eigentümer des Grundstückes, gebührt besonderen Dank für die Erlaubnis zur Grabung und den Abtransport des Schuttes. Resultat der Arbeit war die Freilegung eines, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Ritualbades der Juden. Heute steht es unter Denkmalschutz und kann, nach Rücksprache mit den „Freunden Sprendlingens“ besichtigt werden.    

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Katholische Kirche in Sprendlingen

Bis zum Jahre 1875 unterstanden dieKatholiken von Sprendlingen und dem Neuhof der Pfarrei St.Paul in Offenbach. Als 1875 die katholisch Kirchengemeinde Neu-Isenburg gegründet wurde, schlossen sie sich dort an. Ab 1910 besuchten sie die neu errichtete katholische Kirche inLangen. Die ersten Gottesdienste, in Sprendlingen selbst fanden ab 1912 zuerst in einem Saal der Schillerschule, später in einem leerstehenden Gasthaus (Eisenbahnstraße 23), schließlich in der Gewerbeschule (Eisenbahnstraße 48), statt. 

Unter der zielstrebigen Führung von Pfarrer Hofmann konnte in den Jahren 1933 –35 die katholische Laurentiuskirche, an der Eisenbahnstraße erbaut werden. Im November 1935 wurde sie von Diözesanbischof Dr. Albert Stohr geweiht.    

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Der Wilhelmshof in Sprendlingen 

Dreihundert hessische Morgen, das sind 750 000 Quadratmeter, erwarb Wilhelm Voigt aus Frankfurt am 17. April 1891 im nördlichen Gemarkungsteil von Sprendlingen, westlich und östlich der heutigen B 3. Dort wollte er eine Samenzüchterei betreiben, was aber am schlechten Boden scheiterte. Wilhelm Voigt baute auf seinem Grundstück einen Gutshof, mit der Absicht in auch selber zu bewirtschaften. Aber trotz größter Anstrengungen war der Ertrag unbefriedigend. Der „Wilhelmshof „ wurde nach einigen Jahren von der Fiduziargesellschaft in Frankfurt übernommen.

Nach der Jahrhundertwende kamen viele Eltern auf den Gedanken, ihre Kinder durch Einsatz in fremden Landwirtschaften mitverdienen zu lassen. Dazu bot sich damals besonders das Gut Wilhelmshof an. So gingen die Zwölf- bis Vierzehnjährigen während der Schulzeit stundenweise und während der Sommer- und Herbstferien ganztägig zur Arbeit. Ein Arbeitstag brachte in der Regel zwischen 50 und 70 Pfennig, ohne Verpflegung. Arbeitszeit von sieben Uhr morgens bis achtzehn Uhr Abends. Die Schulferien in Sprendlingen richteten sich brav nach den Ernteterminen. Kinderarbeit, einer der größten Auswüchse der wirtschaftlichen Ausnutzung, gab es auch damals schon für Buben und Mädchen armer Leute in den Dörfern unserer Heimat. 

Im Jahre 1952 kaufte die Stadt Sprendlingen das ganze Restgelände des Wilhelmshofes und schaffte so die Möglichkeit, Industrie- und Wohngebiete zu erschließen.

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Der städtische Angestellte

Damit die Kuh des kleinen Mannes, die Ziege nämlich, Milch gibt, ist es nötig, dass dieses nützliche Haustier immer rechtzeitig Mutterfreuden entgegensieht. Zu den Pflichten einer Gemeinde gehörte, Ziegenböcke anzuschaffen und zu halten. Im gemeindlichen Faselstall standen diese, zusammen mit anderen männlichen Vertretern, wie Bullen und Ebern, ausschließlich zum Zweck der Arterhaltung. 

Eines Tages kam ein Ziegenhalter mit seiner Ziege am Strick zu dem Ort, wo in der Regel die Hochzeit der Huftiere stattzufinden pflegte. Freudig meckernd kam Fritz, so hieß der Ziegenbock, aus dem Stall, beschnupperte die ihm zugeführte Schöne, machte aber keine Anstalten, das zu tun, was man gemeinhin von ihm verlangte. Unerklärlich war Fritzens Verhalten. Da schlug die Rathausuhr zwölf und als Fritz darauf gewartet hätte, ließ er die Geiß Geiß sein, wandte sich ab und trollte wieder in Richtung Stall. Nur der Florsi, was der Faselwärter war, wußte das zu erklären. Gelassen sagte er zu dem verdutzten Ziegenhalter: „Nomm deu Gaas ruich wirre methamm, de Fritz is en städtischer Aangestellte, der mescht jetzt meddaok“.(„Nimm deine Ziege ruhig wieder mit nach Hause, der Fritz ist ein städtischer Angestellter, der macht jetzt Mittag“.)

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Schilda läßt grüßen

Als um 1840 die Main-Neckar-Bahn geplant und vorbereitet wurde, Frankfurt-Darmstadt-Mannheim zu verbinden, sollten die Anliegergemeinden für den Bau des Bahngleiskörpers Grund und Boden kostenlos zu Verfügung stellen. Die damaligen Gemeindevertreter, meistens kleine Bauern, beschlossen kein Gelände dafür zu opfern, mit der Begründung: „voraussichtliche Gefährdung kleinbäuerlicher Existenzen“ und als Hauptgrund, das sie als Bauern die Bahn „nicht benötigen“. Somit waren die Sprendlinger die Bahn los und so konnte sie schnurgerade zwischen Frankfurt/Luisa und Langen gebaut werden. Am 28. Juni 1846 wurde sie eröffnet. 

Was sich aber die „klugen Sprendlinger“ eingehandelt hatten, merkten sie erst jetzt. Die Belieferer der Frankfurter Märkte und Messen benutzten zum größten Teil die neue Bahnlinie, und die Sprendlinger Gasthöfe, in denen sie früher Station gemacht hatten, merkten das bitter. Auch Schmiede und Wagner hatten das Nachsehen. Für die Postbeförderung mußte die Gemeinde, auf ihre Kosten, einen Fuhrverkehr zwischen Langen und Sprendlingen Einrichten. 30 Jahre nach Inbetriebnahme der Bahn, 15. Oktober 1876, hielten mitten im Walde die ersten Züge an der provisorischen Haltestelle „Sprendlingen“. Sie bestand aus zwei ausrangierten Waggons ohne Räder und dienten als Dienstraum und Warteraum. 

Erst im Jahre 1879 wurde die Bahnstation, wie sie heute in Buchschlag steht erbaut.Aus diesem Fehler von 1840 hatte man in Sprendlingen gelernt. Als 1885 die Stadt Offenbach eine Straßenbahnlinie nach Darmstadt plante, war man gleich mit 100 Gulden für Vermessungsarbeiten dabei. Dieses Projekt aber scheiterte. In dieser Zeit reifte auch der Plan einer Bahnlinie vom Bahnhof Sprendlingen an der Main-Neckar-Bahn, über Sprendlingen-Ort, Götzenhain, Offenthal, Urberach u.s.w. nach Offenbach. Das sollte die Dreieichbahn geben. 1896 beschlossen alle an der Strecke liegenden Gemeinden, für die schon 1890 bewilligte Bahnstrecke kostenlos das benötigte Gelände zu stellen. Sprendlingen war auch dabei! 1901 begannen die Bauarbeiten und schon 1905 wurde die Dreieichbahn festlich in Betrieb genommen. Zum Bahnhof „Sprendlingen-Ort“ wurde sofort eine Straße gebaut, die heutige Bahnhofstraße. 

Zu diesem Kapitel gehört aber noch ein Sprendlinger Schildbürgerstreich hinsichtlich einer Post- und Fernsprechanstalt. Die Oberpostbehörde wollte in Sprendlingen, da günstig und zentral gelegen, ein Post- und Fernsprechamt für das Dreieichgebiet errichten. Voraussetzung war die Abgabe von äußerst billigem Gelände in geeigneter Lage. Die Gemeindeväter lehnten die Geländeabgabe ab. „Wer bei uns telefonieren will, soll auch das Amt bezahlen, uns reicht es, wenn wir Briefe schreiben“. 1924 wurde in der Bahnstraße in Langen ein großes Postamt gebaut. Bis in die frühen 60er Jahre waren die Sprendlinger und Langener Fernsprechteilnehmer noch alphabetisch im Langener Fernsprechregister. Erst danach gab es für die Sprendlinger Telefonbenutzer ein eigenes Telefonbuch.   

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Straßen in Sprendlingen

Nachweislich führte eine Römerstraße von Nordwesten nach Südosten, von Nidda (Frankfurt / Nordweststadt) nach Dieburg (Auderia) durch die Sprendlinger Gemarkung. In alten Beschreibungen finden wir auch Hinweise über eine nördliche Bergstraße, die bis nach Sachenhausen führte. 

In Sprendlingen verlief die damalige Durchgangsstraße aber anders als heute. So führte sie von der Darmstädter-Straße, Ecke Erbsengasse (heute Sprendlinger Weg) durch eine Furt im Hengstbach, über den Lindenplatz und die Kirchstraße (heute Alberusstraße) zur Hauptstraße. Die Frankfurter Straße und Erbsengasse wurden zwischen 1730 und 1740 und die Darmstädter Straße zwischen 1785 und 1795 angelegt. 

Als älteste Verbindung nach Offenbach wurde schon 1598 der Bäckerweg erwähnt. Er wurde von Sprendlinger Bäckern benutzt, um ihre Backwaren nach Offenbach zu bringen. Die Offenbacher Straße wurde erst 1818 ausgebaut. Der Schäferpfad führte damals zu der alten Schäferei Dörrhof, welche im Dreißigjährigen Krieg zerstört und 1828 aufgegeben wurde. Sie lag westlich zwischen Neu-Isenburg und Sprendlingen im Walde. 

Erst 1878 wurde die Eisenbahnstraße gebaut, um eine Verbindung zwischen dem Ort und der Bahnstation Sprendlingen an der Main-Neckar-Bahn herzustellen. Eine Spende von 390 Mark wurde genutzt, um eine Platanenallee an der durch freies Gelände führenden Straße anzulegen.

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Erbteilung, der Untergang des Bauernstandes

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts treten Arbeiterschaft, selbständige Handwerker und der Handel mehr und mehr in den Vordergrund. Eine nicht geringe Rolle spielt dabei die Erbteilung. Starb ein Vater, der mehrere Söhne hatte, so wurde das ihm gehörende Land unter ihnen aufgeteilt. So ging es von Generation zu Generation und am Ende blieben nur noch schmale Grundstücke übrig, die zur Ernährung ihrer Besitzer nicht mehr ausreichten. Immer größer wurde die Zahl der Bauern, die unter das Existenzminimum von damals 25 Morgen Land sanken. 

1852 ergab eine Zählung, dass der bäuerliche Teil der Einwohnerschaft 43 Prozent betrug. Im Jahr 1900 waren es nur noch 22 Prozent, und 10 Prozent hatten überhaupt keinen landwirtschaftlichen Grundbesitz mehr.Ein bäuerlicher Betrieb hatte wenigstens eine Kuh. Aber im Jahr 1900 zählte man plötzlich im Dorf 1891 Ziegen, bekanntlich die Kühe des kleinen Mannes. 

Da die meisten jungen Leute in der Stadt ihr Brot verdienten, fehlten den Bauern die Arbeitskräfte. So kamen sie auf die Idee, ihre Grundstücke durch Obstbau rentabel zu machen. Dies gelang aber nur teilweise. Einmal machte sogar das kleine Sprendlingen mit seinem Obstbau in der Presse Schlagzeilen. Das Jahr 1899 brachte eine Rekordapfelernte. Es wurden 20 000 Zentner geerntet und in 100 Eisenbahnwaggons verladen. Das war für die Bauern damals ein warmer Regen. Andere Bauern verwandelten landwirtschaftliche Grundstücke in Gärtnereien für Obst, Gemüse und Blumenzucht. Durch die Großmarkthalle in Frankfurt war eine gute Absatzmöglichkeit gegeben. Heute geht es ja leider anders herum, Sprendlinger Obst- und Gemüsehändler kaufen in der Großmarkthalle ihre Waren, um sie hier zu verkaufen.

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Das Steinöl

Als Sprendlingen noch ein armes Dorf war, gab es auch keine Straßenbeleuchtung. Es wollte dem Besitzer von Mariahall und passionierten Pferdezüchter Dr.Mössinger gar nicht gefallen, wenn er zu später Stunde von Frankfurt kommend durch die dunklen Straßen kutschieren mußte. Kurzum, er erbarmte sich und stiftete ein paar Straßenlaternen, die mittels Stein-Öl (Petroleum) einiges Licht in die Finsternis bringen sollten. 

Der Gemeinderat nahm die Spende dankbar an, aber einer der Herren Räte war noch nicht ganz zufrieden, denn er soll allen Ernstes gesagt haben: „Die Laternen hätte mer ja jetzt, awwer wer stift’s Staa-Öl?“ Im nachhinein wurde bekannt: Weil es spät und sehr dunkel war, waren der Kutscher und auch Dr. Mössinger eingeschlafen und die Pferde, führerlos, kamen vom Weg ab und so schlug die Kutsche um und die beiden landeten im  Straßengraben. Zu dieser Zeit gab es aber noch keinen Kanal und die Abwässer wurden in die Gräben beiderseits des Weges geleitet.

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Industrieansiedlung in Sprendlingen

Im Jahre 1847 gründete Heinrich Müller 1. eine Wurstfabrik. Seine Spezialität war eine dünne, wohlschmeckende Wurst, die später unter dem Namen „Frankfurter Würstchen“ weltweit vertrieben wurde. 1898 berichtet die Sprendlinger Volkszeitung, dass die Wurstfabrik Müller zwischen dem ersten 1. September und Ende Mai 1895  6.250.000 Frankfurter Würstchen hergestellt hat. 40 Metzgergesellen aus allen Teilen Deutschlands arbeiteten um die Jahrhundertwende in diesem Betrieb, der durchschnittlich bis zu 70 Schweine wöchentlich schlachtete. Nach 1945 wurde die Firma aufgelöst. 

Im Jahr 1865 eröffnete Georg Adam Löffler eine Obstsektkelterei. In seinem Betrieb arbeiteten im Durchschnitt 20 Personen. Das 100 jährige Jubiläum 1965 wurde mit einem großen Fest gefeiert. 1971 verzog das Unternehmen nach Dreieichenhain und wurde später von der Firma „Westgetränke GmbH“ übernommen. 

Im Jahr 1880 gründete der Tischlermeister Karl Ludwig Störmer die Firma „Holzhandlung, Musikinstrumenten-Fabrikation, Möbelbau und Dreschmachinenbetrieb Störmer“. Zuerst wurden hauptsächlich Musikinstrumente und Möbel hergestellt. Eine Stammholzschneiderei (Dampfsägewerk) wurde eingerichtet und die Dampfdreschmaschine der Sprendlinger Dreschgenossenschaft übernommen. Am 16. Oktober 1903 brannte der Betrieb total ab. Seit Mai 1966 hat der Betrieb seinen Sitz in Langen.Im Jahr 1882 entstand die Möbelfabrik Johann Georg Schmidt. Am Anfang spezialisiert auf Küchenmöbel, später auch Schlafzimmereinrichtungen. Zeitweise wurden 50 bis 70 Holzfacharbeiter beschäftigt. Der Firmenname lautet heute „Möbelmarkt Bechtel Sprendlingen“. 

Im Jahre 1907 wurde die „Gelee und Zuckerwarenfabrik Beck und Schröder“ gegründet. 30 Personen stellten Bonbons, Gebäck, Zuckerwaren, Gelee und Konfitüren her. Als der letzte Inhaber, Herr Theo Schröder, aus dem zweiten Weltkrieg nicht mehr heimkam, gab sein Vater den Betrieb auf. 

Ebenfalls 1907 siedelte sich die erste deutsche Zahnfabrik in Sprendlingen an. Dieses Unternehmen entwickelte sich bald zum größten und für lange Zeit wichtigsten Betrieb vor Ort. Sein Gründer Dr. Heinrich Wienand war Ehrendoktor der „Academica Medicinae Dentaciae-Germanico-Americana in Chicago/USA und der Universität von Frankfurt“. In seinen besten Zeiten beschäftigte das Unternehmen über 300 Personen. 

Im Jahre 1908 verlegte die Gaszählerfabrik Dehm & Zinkeisen seinen Sitz von Frankfurt nach Sprendlingen. Zuerst wurden nur Gaszähler hergestellt, später kam dann die Fertigung von Drehteilen, Verkaufsautomaten und zuletzt Gasregelanlagen hinzu. 1967 wurde das Unternehmen von der holländischen Firma „H. Gorter Technisch Bureau N.V.“ übernommen. Das Fertigungsprogramm erweiterte sich durch Anschluß einer Hochdruckschweißerei und Heizungsabteilung. Heute zählt die Firma zu den führenden Betrieben ihrer Art in Deutschland.

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Arbeiter organisieren sich

1863 gründete Ferdinand Lasalle den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“. Als im Langener Wochenblatt 1868 eine Anzeige erschien, die zu einer Versammlung der Arbeiter einlud, entstand unter den Arbeitern aller Dreieichorte große Aufregung und Spannung. Im Dezember 1871 annoncierten die Holzhauer, sie würden in der Gaststätte „Zur Krone“ einen Arbeiterverein ins Leben rufen. Am 23. Mai 1886 gründeten dann 50 Maurer in der Gaststätte „Zum Adler“ eine Zahlstelle des Fachvereins der Maurer. 

So begannen sich die Arbeiter langsam auf Partei- und Gewerkschaftsebene zu organisieren. Sprendlingen und Dreieichenhain wurden schon bald „die roten Gemeinden“ genannt, und mit deren Stimmen errang der Sozialdemokrat Wilhelm Liebknecht 1877 zum ersten Mal die Mehrheit in Stadt und Kreis Offenbach. Als er 1881 auch die Mehrheit im Kreis Dieburg erlangte, zog er für den Wahlkreis Offenbach – Dieburg in den Reichstag ein. 

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Erste Vereinsgründungen

Im Gasthaus „Zum Löwen“, später „Darmstädter Hof“, wurde 1848 von jungen Leuten die „Sprendlinger Turngemeinde“ gegründet. Da man zu der Zeit noch keine Turnhalle kannte, fand das Turnen im Freien und zwar im Garten des Gasthauses „Zum Engel“ im heutigen Rathaushof statt. Mit dem Zusammenbruch der bürgerlichen Revolution ging auch das allgemeine Verbot der Turnvereine. 

1860 schlossen sich die Turner erneut zusammen und durch Eigenhilfe entstand 1920 in der Rhönstraße eine Turnhalle mit Vereinshaus und Gaststätte. Während des zweiten Weltkrieges beschlagnahmte die Wehrmacht die Turnhalle und benutzte sie als Unterkunft und Bekleidungslager. Zweimal, im September 1941 und im März 1944, wurde die Turnhalle durch Bomben und Brand fast völlig zerstört. Erst 1949 begann unter Leitung von Heinrich Stroh der Wiederaufbau. 

1864 wurde der Männergesangsverein „Teutonia“ und 1872 der Gesangsverein „Eintracht“ gegründet. Im Jahr 1886 wurde die „Turngesellschaft“ ins Leben gerufen. Diese schloß sich bald darauf dem allgemeinen Arbeiter- Turn- und Sportbund an. 1918 konnte der Verein ein Grundstück in der Seilerstraße erwerben. Es wurde in den Anfangsjahren als Turngarten genutzt. 1920 entstand darauf  in Selbsthilfe eine Vereinsgaststätte mit Nebenräumen und Turnsaal. Aus politischen Gründen wurde der Verein von den Nazis aufgelöst, und sein Eigentum wurde dem Fußballverein 06 übergeben. Nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ trat die Turngesellschaft, zusammen mit anderen Korporationen, unter dem Namen „Sport- und Kulturgemeinschaft“ an die Öffentlichkeit. 

1892 wurde auf Anregung von Dr.Becker, vom Sanitätsverein, ein kleines Freibad (Volksbad) an der Theisenmühle eingerichtet. Es war bis zur Einweihung des „Marienbades“ 1927, heute Parkschwimmbad, die einzige öffentliche Bademöglichkeit vor Ort. 

Nachdem sich der 1902 gegründete „Fußballclub Germania“ wieder aufgelöst hatte, wurde 1906 der „Fußballverein 06 Sprendlingen“ aus der Taufe gehoben. Dem Verein wurde, wie oben schon erwähnt, 1933 die Lokalität der Turngesellschaft zugewiesen. Dort blieb er auch, nach dem Krieg, als Teil der Sport- und Kulturgemeinde, bis er sich in den 60er Jahren wieder selbständig machte.

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Wasser – Gas – Strom

Über die Wasserversorgung der Gemeinde machte man sich ernstlich erst nach dem 16. Oktober 1903 Gedanken. An diesem Tag war die gesamte Dampfschreinerei und Drescherei Georg Störmer, in der Frankfurter Straße, bis auf die Grundmauern abgebrannt. Die Wasserversorgungsanlagen, die auch für das Löschwasser herhalten mußten, bestanden zu dieser Zeit nur aus einigen öffentlichen und privaten Brunnen.Während der Bekämpfung des Großbrandes waren alle Brunnen leergepumpt worden. Das dann fehlende Löschwasser mußte mit Pferdefuhrwerken aus Neu-Isenburg herangeschafft werden. 

Danach blieben Wassergewinnung und Wasserversorgungsanlage lange das Thema eins in der Bevölkerung und im Gemeinderat. Bürgermeister Dreieicher gab nicht auf und am 3. Januar 1904 hielt Professor Klemm aus Darmstadt einen Vortrag über die Wasserversorgung von Sprendlingen. Seine Empfehlung war, eine Grundwasserleitung wie in Neu-Isenburg zu bauen.Voraussichtliche Kosten 160 000 Mark. Diskussionsredner machten das Fehlen von Wasser und Licht mitverantwortlich, dass Sprendlingen in seiner Entwicklung hinter der Nachbarorten Neu-Isenburg und Langen zurück blieb. 

In der Gemeinderatssitzung vom 25. Mai 1905 wird beschlossen, mit acht gegen sieben Stimmen, ein Gas- und Wasserwerk zu bauen. Im März 1906  war Baubeginn und schon im Dezember des gleichen Jahres konnte das Gaswerk in Betrieb genommen werden. Ab dem Frühjahr 1907 wurden die Straßen zum ersten Mal mit Gaslaternen beleuchtet. Durch die inzwischen in den Straßen und Häusern installierten lief das erste Wasser im Juli 1907. Nach der Inflation, Anfang 1924, befaßte sich der Gemeinderat mit der allgemeinen Stromversorgung. Dieser sollte vom Elektrizitätswerk Offenbach bezogen werden.Von 900 Fragebogen, die an die Haushaltungen verteilt wurden, kamen 300 mit Einverständniserklärungen zurück. Am 12. Juli 1924 wurde die Einführung der Elektrizität  in Sprendlingen, vom Gemeinderat beschlossen. Als der Strom am 12. Februar 1925 eingeschaltet wurde, waren, trotz vieler Widerstände, die Anschlüsse auf 800 gestiegen.

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Rathausbau

Weil die Gemeinde stetig größer wurde und die Bürgermeisterei in der Eisenbahnstraße 20 räumlich ihren Aufgaben nicht mehr gewachsen war, reifte im Gemeinderat, energisch gefördert durch Bürgermeister Dreieicher, der Plan, ein eigenes Rathaus und eine gemeindeeigene Apotheke zu bauen. Die Gemeinde schrieb einen Planwettbewerb aus, der 45 Entwürfe brachte. Die Architekten Georg Löffler und Heinrich Hunkel, beide aus Sprendlingen, wurden im November 1908 mit der entgültigen Planung beauftragt. Nach Abriß mehrerer abbruchreifer Bauernhäuser und Einplanung der Rathausstraße, konnte im Frühjahr 1909 mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Nach Fertigstellung beider Gebäude wurden diese am 21. August 1910 feierlich ihrer Bestimmung übergeben. 

Im Jahr 1935 wurde das auf der Hauptstraße neben dem Rathaus stehende Gasthaus „Zum Engel“ von der Gemeinde gekauft. Nach entsprechendem Umbau wurde es dem Rathaus als Erweiterungsbau angegliedert. Als das Rathaus, verursacht durch das schnelle Wachsen der Stadt, zu klein wurde, mußte man in der Rathausstraße anbauen, um Räume für den Magistrat und die verschiedenen Fraktionen zu schaffen.

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Franzosenzeit

Sprendlingen war der letzte Ort im unbesetzten Gebiet: Am 22. Und 23. Dezember 1918 rückten französische Truppen in den sogenannten „Brückenkopf Mainz“ (30 Km im Umkreis um Mainz) ein. Dabei wurden auch Langen und Buchschlag besetzt. Feldposten gingen an den Waldrändern in Stellung, um diese willkürlich gezogene Grenze zu schützen. Sie durfte nur mit einem französischen Passierschein überschritten werden. Die engen verwandtschaftlichen, freundschaftlichen und beruflichen Beziehungen zwischen Langen und Sprendlingen waren die Ursache, dass oft auch illegal die Grenze passiert wurde. Man durfte sich halt nicht erwischen lassen, sonst wurde es teuer, und wer die Strafe nicht gleich bezahlen konnte, wanderte in den Knast.  

Als dann am 28. Juni 1919 in Versailles und St. Germain der Friedensvertrag zwischen Frankreich und Deutschland unterzeichnet wurde, erhielt der Brückenkopf „Mainz“ den Charakter eines Zollgebietes. Am Ortsausgang von Langen war die Grenze, und dort wurde von den Franzosen (1923) ein hoher Erdwall aufgeschüttet, um sich noch deutlicher von dem unbesetzten Deutschland abzugrenzen. Der Eisenbahnverkehr zwischen Frankfurt und Darmstadt wurde am 3. Juli 1923 verboten. Alle Eisenbahnzüge (auch Eil- und Güterzüge) mußten dann den Umweg über Buchschlag/Sprendlingen) – Oberroden nach Darmstadt in Kauf nehmen. Am 10. Juli wurde auch diese Strecke unterbrochen. Eine französische Radfahrabteilung besetzte bis zu ihrem Abzug im Frühjahr 1924 den Sprendlinger Bahnhof. 

Durch die nahe Grenze wurde Sprendlingen zum Umschlagplatz von Schmuggelware. Besonders gefragt im unbesetzten Teil Deutschlands waren Öl, Fett, Kaffee, Kakao, Parfüm und Reis. Zu schmuggeln versuchte jeder, ob jung, alt, arm oder reich, den diese Waren gab es im freien Teil des Reiches kaum zu kaufen und wenn ja, in der Inflationszeit für den Normalbürger nicht zu bezahlen. Die Besatzungszeit endete am 1. Juli 1930. Zur Erinnerung an diese Grenze steht an der Böschung hinter der Ampelanlage zwischen Langen und Offenthal ein Gedenkstein.

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Zeit des Nationalsozialisten – 2. Weltkrieg

Mit der Wahl von Wilhelm Stimpert zum Bürgermeister (1929) wurden die Sozialdemokraten die führende Kraft im kommunalen Raum. Damals sah im Dorf der Maurer und Pflasterer, das Wahlmosaik wie folgt aus: SPD 46,6 % - KPD 18,2 % - Bürgerblock(DDP – DVP und Zentrum 35,1%. Das hatte zur Folge, daß die Arbeiter regierten, während sich Handwerk und Gewerbe nicht durchsetzen konnten. 

Schon die Reichstagswahl vom 5. März 1933 (Hitler hatte am 30. Januar die Macht ergriffen) zeigte die Verwirrungen in einer Arbeitergemeinde und dies spiegelte sich auch in den Wahlergebnissen  wider: SPD 31,1% - KPD 28,1% - NSDAP 33,6%. Den Rest der Stimmen teilten sich weitere sieben Parteien. 

Bürgermeister Stimpert wurde sofort seines Amtes enthoben und die Nationalsozialisten setzten Dr.Storch ein, ein Mann mit ihrer Weltanschauung. Nun folgte auch hier, was zum braunen Alltag gehörte: Kommunisten und Sozialistenhatz, Gleichschaltung der Vereine und Organisationen, Verbot der Gewerkschaften und Judenhaß. In Sprendlingen lebten bei der Machtergreifung der Nazis 174 Juden. Der letzte jüdische Bürger wurde 1943 in ein KZ eingeliefert. Zum Glück konnte die überwiegende Mehrheit dieser bedauernswerten Menschen ins Ausland flüchten.

Die Saar kehrt heim. Die braune Führung wollte aber auch örtliche Leistungen zeigen und so wurde das in den 20er Jahren von der republikanischen Regierung erarbeitete „Reichsheimstättengesetz“ aus der Schublade geholt. In den Jahren 1934-38 entstanden die Siedlungen „Auf der Schulwiese“ und „Am Wilhelmshof“. Die Arbeiten wurden zum größten Teil in Selbsthilfe ausgeführt. 

Am 9. November 1938, in der sogenannten „Reichskristallnacht“ wurde die jüdisch Synagoge von Sprendlingen durch Entzünden von eingegossenem Benzin in Brand gesteckt und völlig zerstört. 

Noch ein dunkles Kapitel  in der Geschichte von Sprendlingen soll hier angesprochen werden und zwar die Verluste der Bevölkerung durch englische und amerikanische Bombenabwürfe. Zwischen 1940 und 1944 wurden durch alliierte Flugzeuge ca. 200 Sprengbomben derverschiedensten Kaliber und Tausende von Brandbomben über der Gemarkung von Sprendlingen abgeworfen. Zum Glück fiel der größte  Teil dieser Bombenlast auf freies Gelände und konnte somit keinen Schaden anrichten. 

Der erste Bombenabwurf war in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1940. Dabei entstand aber nur Flurschäden in dem Gebiet um den Reuterpfad. Im Sommer 1941 fielen vereinzelt Bomben im Sprendlinger Feld und verursachten ebenfalls nur Flurschäden. Die Bombenabwürfe vom 12. auf 13. September 1941 verursachten dagegen schon größeren Schaden im Bereich der Wohngebiete. 2 Wohnhäuser wurden durch Volltreffer zerstört und 2 weitere schwer beschädigt, 10 Scheunen und Hintergebäude fielen den Brandbomben zum Opfer. Zum Glück keine Opfer unter der Zivilbevölkerung. 

Bei Bombenabwürfen in der Nacht vom 10 auf den 11. April 1943 wurden 1 Wohnhaus, 1 Bürogebäude, 1 Kohlenlagerplatz, 1 Scheune sowie 2 Hintergebäude durch Spreng- und Brandbomben zum Teil schwer beschädigt. Keine Personenverluste. Bei Bombenabwürfen am Abend des 23. Dezember 1943 entstand folgender Schaden: 5 Wohnhäuser wurden total zerstört, 11 Wohnhäuser und 1 Scheune mittel- bis schwer beschädigt und zum ersten mal auch 3 Fabrikanlager in Mitleidenschaft gezogen. Es gab aber auch leider 4 Todesopfer zu beklagen. 

Beim Tagesangriff am 29. 1. 1944  war der Schaden ebenfalls sehr groß: Totalschaden an einem Wohnhaus, 20 Wohnhäuser und 7 Scheunen erlitten mittlere- bis schwere Schäden. 4 Todesopfer. Die Bombenabwürfe vom 18. 3. und 22. 3. 1944 forderten gleichfalls große Opfer. Mittelschwer beschädigt wurden 10 Wohnhäuser, 12 Scheunen, 2 Fabrikgebäude, 1 Turnhalle und 2 Lagerhallen. Bei einem Tagangriff am 25. 9. 1944 wurden folgende Schäden registriert: Totalschaden 1 Wohnhaus und 1 Scheune. Mittel- bis schwer beschädigt 5 Wohnhäuser, 4 Lagerhallen, 2 Fabrikenund das Gaswerk. 1 Todesopfer. Der letzte Bombenabwurf  erfolgte am 8. 10. 1944 und verursachte erneut mittleren und schweren Schaden an 3 Wohnhäuser und dem Sprendlinger Wannen- und Brausebad. 

Diese Schäden sind nicht entstanden weil hier größere Industriebetriebe vermutet wurden, sondern sie resultierten nur alleine aus Notabwürfen und von den Flugzeugbesatzungen der Alliierten die das Abwehrfeuer der großen Städte fürchteten. Im großen und ganzen hatten wir hier noch viel Glück, zum Vergleich in Neu-Isenburg fielen dortbfast 500 Wohnhäuser den Angriffen zum Opfer.    

 Am Montag den 26.3. 1945 morgens um 6 Uhr begann eine Schießerei. Dabei wurden noch einige Gebäude vor dem Einrücken der amerikanischen Truppen durch feindlichen und deutschen Artilleriebeschuß beschädigt. Amerikanische Panzer kamen von Langen her, bogen in die Hainer-Chaussee ein, schwenkten in den Weg zur Theisenmühle, durchfuhren die Hohl (sie ist heute nicht mehr vorhanden), rollten die Herrnrötherstraße entlang bis zum Zigarrenhaus Keim auf der Hauptstraße und besetzten als erstes das Rathaus. Mit diesem Schwenk über die Theisenmühle umfuhren sie die aus dicken Baumstämmen am Ortseingang errichtete Panzersperre, die aber zu diesem Zeitpunkt nicht geschlossen war, sie war nur in ihrer Durchfahrt zu schmal. Diese und eine zweite am Ortsausgang Richtung Neu-Isenburg musste in den letzten Tagen, vor dem Einmarsch der Amerikaner auf Befehl des Ortsgruppenleiters der NSDAP von Einheiten der Hitler-Jugend und den noch im Ort vorhandenen alten Männer erbaut werden. 

Gegen 9 Uhr marschierten amerikanische Fußtruppen durch Sprendlingen und um 12 Uhr war die ganze Gemarkung durchkämmt und überrollt. Es gab keine größere Kampfhandlungen. Trotzdem mußten einige amerikanische und auch deutsche Soldaten ihr Leben lassen. Im Feld, an der Offenbacher Straße, wurde ein amerikanischer Panzer von der am Waldrand in Stellung gegangenen Heimatflak abgeschossen. Die erste Maßnahme der Besatzungsmacht war, alle Häuser in der Adolf Hitler Straße (heute Liebknechtstraße) mussen sofort von ihren Bewohnern verlassen werden um Quartiere für die Besatzer zu schaffen.           

Für die übrigen Einwohner von Sprendlingen war damit der Krieg beendet und sie konnten endlich ruhig schlafen. Die traurige Bilanz des 2. Weltkrieges laute für Sprendlingen bei ca. 8 000 Einwohnern 318 Gefallene,195 Vermißte und 33 Ziviltote.            

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Amerikanische Truppen stehen vor Sprendlingen 

Hektisch wurden an den verschiedenen Ortseingängen Panzersperren gebaut. Ältere Männer, Volkssturm und Hitlerjugend gruben von einer Hauswand zur anderen quer über die Straßen tiefe Gräben. Darin wurden die am Isenburger Wald gefällten Bäume in zwei Reihen aufgestellt und mit Erde verfüllt. In der Mitte wurde vorerst eine sehr schmale Durchfahrt freigelassen. Die beim näherkommen der Feinde quer mit Baumstämmen versperrt werden sollte. Das ganze Bauwerk war nach meiner Schätzung ca. 2,50 – 3,0 m hoch. Diese Sperranlage wurde von bewaffneten Volkssturmmännern bewacht. 

Bei dieser Schanzarbeit in der Darmstädter Straße hatte ich, für mich, damals nicht ganz begreifliches Erlebnis. Ein älterer Mann sagte ganz beiläufig zu mir: „werf des Ding weg“. Er meinte mein H-J Abzeichen an meiner Mütze. „Warum“ fragte ich , worauf wir ein längeres Gespräch hatten. Danach ging ich betrübt nach Hause und montierte von meiner Uniform alle Rangabzeichen und sonstige Auszeichnungen, auf die ich bisher sehr stolz war, ab und warf sie mit einem Hitlerbild in unser Puhlloch (Jauchegrube). Einen Trommelrevolver den mir noch meine Tante gab, hängte ich an einen Nagel, unter das Sitzbrett des Plumpsklos. Der Volkssturm, alles alte Männer, und H-J Buben wurden jetzt als letztes Aufgebot zu den Waffen gerufen und vom Ortsgruppenleiter vereidigt. Notdürftig ausgebildet am Karabiner 98 und der Panzerfaust sollten sie noch einmal das Kriegsglück wenden. 

Kurze Zeit später verschwand die politische Führung samt Ortsgruppenleiter und dem Feuerwehrauto in Richtung Vogelsberg. Die Flakbatterien auf dem Wilhelmshöfer Feld hatten sich an den Waldrand zurück gezogen und dort in Stellung gegangen. An den Geschützen je ein invalider Flaksoldat und sonst nur Heimatflakler, 15-17 jährige H-J Buben. Von Ferne hörte man schon öfters das bellen der Artillerie und am Himmel kreiste, ziemlich tief, ein langsam fliegender amerikanischer Aufklärer. Der Sprendlinger Volkssturm erhielt den Befehl sich in Richtung Offenbach zurückzuziehen. In den Straßengräben rechts und links der Straße fand man später viel weggeworfene Waffen, hauptsächlich Gewehre und Handgranaten. 

Unsere tapferen Krieger erreichten noch am selben Tag, mit einem kleinen Umweg, über Heusenstamm und Gravenbruch  wieder ihre Heimat. In den Abend- und Nachtstunden, vom 24. auf 25. März, durchzogen lange Kolonnen von Kriegsgefangenen unser Ort über die Herrnrötherstraße in Richtung Offenbach. Sie wurden bewacht von älteren Soldaten mit sehr langen Flinten, bestimmt aus dem ersten Weltkrieg. Auch sie hatten schon längst ihre Munition weggeworfen. Zwischendrin schoben die Gefangenen Drückkarren mit ihren Habseligkeiten. Vor unserer Dreschhalle ging ein Rad eines solchen Karrens entzwei. Es war ausgetrocknet und sprang aus dem Eisenreifen. Mein Cousin brachte Draht und so konnten die Männer den Karren notdürftig reparieren und weiterfahren. Am anderen Vormittag hörten wir die Detonationen schon recht nah und so langsam wurde uns die Sache doch ein bißchen mulmig. Jetzt wußten wir Bescheid und es konnte nicht mehr lange dauern und die Amerikaner würden vor Sprendlingen stehen. Würde es eine Schießerei geben oder kamen wir glimpflich davon? Selbstbewußte Bürger hatten dafür gesorgt, daß die Panzersperren nicht geschlossen wurden.

Die Amerikaner hatten einen anderen Weg gefunden. Sie umfuhren die Sperren und zwar über die Hainer Chaussee, den Weg zur Theisenmühle, den Herrnröther Weg und dann beim Denjes (Zigarren Keim) auf die Hauptstraße und schon standen sie vor dem Rathaus. Ohne dass ein Schuss fiel. Wir saßen in unserem Schutzraum und hörten auf einmal quietschende Geräusche. Was war das? Mein Cousin und ich schlichen nach oben. Ein kurzer Blick durch das Fenster brachte uns Gewissheit. Über der Friedhofsmauer sahen wir einige Panzerkuppeln mit ihren großen Geschützrohren und an ihrer Seite prangte kein Balkenkreuz sondern ein weißer Stern. Das waren die Amerikaner, jetzt waren sie da, unsere Feinde. 

Wir liefen so schnell wir konnten wieder in den Keiler zu den anderen. Mein Herz schlug bis zum Hals. Meine Tante, mit dem kleinen Erwin auf dem Arm, wollte das auch sehen, ging nach oben und am Hauseck stieß sie mit einem Amerikaner zusammen. Sie war sehr schnell wieder im Keller. Am 26. März 1945 war für uns der Krieg beendet und wir hatten, Gott sei Dank, überlebt. 

Aber draußen ging es noch weiter. Panzer und Fahrzeuge mit aufgesetzter Infanterie fuhren Richtung Offenbach und wurden von der deutschen Flak beschossen. Sie machten sofort kehrt um hinter den Häusern Deckung zu suchen. Beim Umkehren hat es dann einen der Panzer erwischt. Das Geschoss der Flak schlug zwischen den Ketten in den Innenraum des Panzers und explodierte dort. Alle Insassen waren sofort tot. Jetzt feuerte die Flak natürlich auch ins Ort. Es entstand aber nur leichter Sachschaden. Eine explodierende Granate riss den Fasselwärter vor unserer Dreschhalle von den Füßen. Außer einer Kanne voll Milch, die auf die Straße floss, hatte er keinen weiteren Schaden. 

Von deutschen Soldaten hatte man bisher, nur ein paar SS-Leute gesehen, die mit Fahrrädern, an denen rechts und links je eine Panzerfaust hing, so schnell sie konnten in Richtung Waid verschwanden.           

Aber was wir jetzt sahen, verschlug uns den Atem, hunderte von amerikanischen Fahrzeugen. Panzer, Artillerie, und LKWs mit aufgesetzten Mannschaften ohne Ende. So was hatte ich noch nicht gesehen und dagegen wollten wir den Krieg gewinnen! Wegen des Beschusses durch die Flak nahmen einige der Panzer hinter den Gebäuden Deckung. Einer walzte unseren Zaun nieder und stand hinter der Dreschhalle, einer hinter unserem Haus und ein anderer durchbrach das Tor und stand in Raubels Feldscheune. 

Jetzt kam auf einmal ein Amerikaner zu uns in den Keller und sprach uns auf englisch an. Wir verstanden ihn nicht. Da versuchte er es anders, er machte „gag-gag“ und eine Bewegung als wenn er ein Ei aufschlagen wollte. Jetzt hatte meine Tante verstanden, gab ihm zwei Eier und er verschwand wieder. Wir bemerkten, dass in unserer Dreschhalle eine ganze Einheit beim Essen war. Neugierig wie ich war, schlich ich nach oben. Als ich das Türchen öffnete, um hinein zu schauen, deutete ein Amerikaner mit dem Finger auf mich und machte „bum“, wie ein geölter Blitz verschwand ich, unter dem Gelächter der Amerikaner. Im Keller war wieder einer und strich mit dem Messer über ein Stück Keks. Ein Glas Brombeergelee schmeckte ihm scheinbar so gut, dass er sich später noch eines holte, ohne zu fragen. Nach Abzug der Amerikaner aus unserem Haus stellte meine Tante fest, dass außer einer Bratpfanne, einem Fotoapparat, auch noch Ein Kasten mit Silberbestecken verschwunden war. 

Auf der Kellertreppe wurde ich fast von mehreren Amerikanern umgerannt. Sie waren auf dem Weg in den Keller um Deckung zu suchen. Eine Staffel M 109 und drei amerikanische Jäger beschossen sich. Ich beobachtete wie der Soldat mit dem MG auf dem Panzer hinter unserem Haus mit geschlossenen Augen einfach in den Himmel ballerte, egal wohin. Nachdem die Flak am Waldrand ihr Feuer eingestellt hatte, sprengte sie die Geschütze mit Rohrkrepierer in die Luft und ergaben sich. Außer den Motorgeräuschen der Amerikaner hörte man so viel wie gar nichts mehr. Es wurde nicht mehr geschossen. 

Der amerikanische Ortskommandant belegte die deutsche Bevölkerung mit einer totalen Ausgangssperre. Es wurde vermutet, dass er sie erst wieder lockerte, nachdem er die gut gepflegten Gräber der abgeschossenen englischen Flieger auf unserem Friedhof besichtigt hatte. Wir durften dann die Häuser Vor- und Nachmittags, je zwei Stunden verlassen. 

Jetzt kam unsere Zeit. Vormittags verschwanden wir im Wald und kamen erst Nachmittags wieder zurück. Alle verlassenen Stellungen und Schützenlöcher - egal ob deutsch oder amerikanisch - wurden durchsucht. Hauptsache, wir brachten was zum Essen mit nach Hause. Natürlich wurde auch viel Unsinn gemacht. Dass soviel wie nichts passierte, grenzte an ein Wunder. Überall fand man Gewehre, Handgranaten, Panzerfäuste, MGs und sonstige Kriegswaffen. Dabei fanden wir aber auch am Waldrand einen deutschen Feldwebel. Er hatte ein Bild, von seiner Frau und einem Kind in der Hand und hatte sich selber mit einer 08 erschossen. Wir meldeten es auf der Ortskommandantur. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Sprendlinger Friedhof. 

Bilanz des Krieges für Sprendlingen: 9 tote Zivilpersonen durch Bomben - ca. 25 zerstörte Wohnhäuser - ca. 40 schwer beschädigt - ca. 30 Scheunen und ca. 10 Fabrikgebäude abgebrannt. Außerdem: 318 gefallene Soldaten - 195 Vermisste und 33 Zivilpersonen die auswärts ums Leben kamen.

 

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Sprendlingen bekommt Stadtrechte

In unserer Gemeinde lebten seit Jahrhunderten fast nur Einheimische, also Menschen, die im Ort geboren wurden. Höchst selten, dass durch Eheschließungen Auswärtige hinzustießen.Das alles äußerte sich geradezu revolutionär am Ende des 2. Weltkrieges. Erst mussten die Ausgebombten der umliegenden Städte aufgenommen werden und bald darauf begannen die Zuweisungen von Menschen, die aus ihrer angestammten Heimat im Osten unseres Reiches flüchteten oder vertrieben wurden. Tausende sind in unsere Gemeinde geströmt. Aus uns oft unbekannten ostpreußischen, böhmischen oder schlesischen Gegenden, mit Mundarten, Wesensmerkmalen und Lebensvorstellungen, die denen der Sprendlinger Bürger völlig fremd waren. Diese bedauernswerten Menschen hatten aber nur einen Wunsch: eine Unterkunft, etwas zu Essen und endlich wieder ein geordnetes Leben. Der so schon beengte Wohnraum musste noch einmal geteilt werden, und das ging nicht überall ohne Spannungen ab. Aber es spricht für die Einheimischen und die Hinzugekommenen, dass sie in kürzester Zeit miteinander auskamen. Eine dadurch entstandene „Blutauffrischung“ tat dem alten Sprendlingen gut. 

Die Einwohnerzahl überstieg in kurzer Zeit die 10 000, und das ist die Voraussetzung dafür, das eine Landgemeinde zur Stadt erhoben werden kann. In einem Kabinettbeschluss des hessischen Staatsministeriums vom 28. Mai 1947 wurde der Gemeinde Sprendlingen das Stadtrecht verliehen. Der Stadtverwaltung wurde zur Auflage gemacht, sich ein Stadtwappen und eine Stadtfahne zu wählen. Als Stadtfarben wählte man grün und rot. Diese Farben wiederholen sich im Stadtwappen, das einen roten Hirsch, springend von einem grünen Stein zu einem anderen auf silbernem Grund zeigt. Dieses Motiv geht auf den schon erwähnten „Hirschsprung“ zurück.

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Abwasser – Kanal – Müll

In früheren Zeiten wurden alle Haus- und Küchenabfälle selbst entsorgt. Da fast in jedem Haushalt Kleinvieh vorhanden war, wurde auch ein Misthaufen angelegt. Auf ihm landeten alle Abfälle, die sich zu Kompost verarbeiten ließen. Die menschlichen Exkremente wurden in einer Jauchegrube gesammelt, die einen Überlauf zu einer Sickergrube hatte. Wenn die Jauchegrube voll war, wurde sie geleert und als Dung auf den Feldern verbreitet. Es kam schon manchmal vor, dass in einer regnerischen Nacht die Flüssigkeit aus der Jauchegrube auf die Straße geschöpft wurde. Gesehen hat man am anderen Tag nichts mehr, aber gerochen. Auch alle anderen Abwässer liefen auf die Straße und in Ablaufgräben durch das ganze Dorf. Sie waren ein ständiger Seuchenherd. Diese Zustände waren alles andere als gesund. Es wimmelte von Ratten und sonstigem Ungeziefer und nur eine Kanalisierung der Abwässer und ihr unterirdischer Abfluss konnte dieses Problem lösen. 

Zur Kanalisation Sprendlingens ist einiges zu berichten. 1929 wurde ein Ortsentwässerungsplan entworfen. Doch nur in der Frankfurter Straße und in der Spenglerstraße kam eine kanalisierte Straßenentwässerung zustande. Bis zum Jahr 1953 bestand die Entwässerung des Ortes, zum größten Teil aus offenen Straßengräben. Die Kanalisation für die ganzen Stadt und vor allem alle Hausanschlüsse, die die Hausbesitzer selber finanzieren mussten, würde eine enorme Menge Geld verschlingen. Bürgermeister Ebert rief das „Kanal-Zwecksparen“ ins Leben. Sprendlingen machte mit dieser Idee des Kanalsparens Schlagzeilen in den Zeitungen Deutschlands. Es wurde als beispielhaft bezeichnet. Diese Sparaktion hat viel Anklang gefunden, so dass der Magistrat von Sprendlingen mit berechtigtem Stolz darauf verweisen konnte, dass innerhalb von fünf Jahren rund eine halbe Million Mark aufgebracht wurde. In einem Zeitungsbericht kommentierte einige Jahre später der Zweckverband für Kanalisationsförderung e.V. Köln: “Wenn alle Deutschen so einsichtig wären, wie die Einwohner von Sprendlingen, wäre vielem, auch der Sauberkeit aller Gewässer, Vorschub geleistet“. Der übrige Müll wurde schon von Alters her in den durch Sandabbau entstandenen Gruben, sogenannten „Müllkauten“, entsorgt. 1950 wurde die städtische Müllabfuhr eingerichtet. Da aber die Ablagerungsmöglichkeiten bald erschöpft waren, musste man 1965 dem Zweckverband Müllverbrennungsanlage beitreten.  

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Stasi -Agent jagt Haus in die Luft

Am 26. Juni 1958, gegen 4 Uhr, zerriß ein furchtbarer Knall die Stille der Nacht. Das Haus Offenbacher Straße 31 stand nur noch zur Hälfte, und der Rest drohte auch noch einzustürzen. Der Anblick erinnerte an die Bombenangriffe im letzten Krieg.Daß da etwas besonderes passiert war, sah man an den fremden Männern, die in den Trümmern rumstocherten. Aber man wußte nichts genaues. In der Nachbarschaft wurde von einem geheimen Sender russischer Emigranten gesprochen.

Nach der Wende und Offenlegung  der Stasi-Akten kam Licht in diese Angelegenheit. „Donner“ war der Deckname des Stasi-Agenten Hans Wax. Er war Top-Agent, gehörte zu den Besten seiner Zunft und hatte den Auftrag, diesen Sender, der regimefeindliches Material in die damalige DDR sendete, zu zerstören. 

Bis heute haben der Besitzer und die auch in Mitleidenschaft gezogenen Eigenümer der Nachbarhäuser keinen Pfennig Entschädigung durch die Bundesregierung erhalten. Aus Protest über die Heuchelei und Geheimniskrämerei hisste der Besitzer des Nachbarhauses jahrelang am Jahrestag des Attentates eine schwarze Fahne. Das zerstörte Haus wurde nie wieder aufgebaut. Es wurde eingeebnet und als Parkplatz genutzt. Im Hinterhof, wo einst der Sendemast stand stand, wurden Wohnungen gebaut. Heute kann man sagen: Der kalte Krieg ging auch an Sprendlingen nicht spurlos vorüber.

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Partnerstädte von Sprendlingen 

Die „Perle von Brabant“ wird die niederländische Stadt Oisterwijk genannt, die sich 1972 mit Sprendlingen verschwisterte. Sie wurde das Ziel vieler Sprendlinger Vereine, Schulen und Kindergärten. Selbst Behindertengruppen und Senioren tauschten sich aus. Oisterwijker Kinder verbrachten ihre Ferien des öfteren im Zeltlager der sommerlichen Ferienspiele in Sprendlingen. Jeder, der schon einmal in der Partnerstadt Oisterwijk war, schwärmt von dem lieblichen Städtchen.

Bei einem Gespräch zwischen dem Sprendlinger Bürgermeister Erich Scheid und seinem Amtskollegen aus Buchschlag wurde unter anderem auch die Frage nach einer passenden französischen Partnerstadt für Sprendlingen gestellt. Herr Meudt hatte schon seine Erfahrungen gemacht, denn Buchschlag verschwisterte sich 1963 mit der französischen Stadt Montier-en-Der. Er empfahl die in der Nähe gelegene, einen deutschen Partner suchende Stadt Joinville-en-Vellage. 

1974 wurde die Jumelage-Urkunde von Stadtverordnetenvorsteher Hans Salomon und Bürgermeister Erich Scheid in Joinville unterzeichnet.Seit dieser Zeit sind viele Kontakte entstanden, teils privat aber auch durch den Schüleraustausch der Goetheschule mit einer entsprechenden Schule in Joinville.

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Einwohnerzahl von Sprendlingen

     Datum                     Zahl der Einwohner        davon  männlich               weiblich

     1. 12. 1900                         4273                             2164                             2109
     1. 12. 1905                         5153                             2631                             2522
     1. 12. 1910                         6117                             3102                             3015
     1. 12. 1916                         5587                             2331                             3256
     1. 1. 1923                           7194                                ?                                    ?
     5. 10. 1929                         7476                                ?                                    ?
     16. 3. 1933                         7855                                ?                                    ?
     17. 5. 1939                         8147                                ?                                    ?
     1. 8. 1945                           8337                                ?                                    ?
     1. 12. 1948                         9768                             4680                             5088
     13. 9. 1950                      10 004                             4750                             5254
     31. 12. 1955                    11 790                             5717                             6073
     31. 12. 1960                    16 175                             7882                             8293

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Zusammenschluß oder auch Zwangsehe

Es standen von Anfang an zwei Möglichkeiten zur Debatte, eine Kleine und eine große Lösung. Die kleine Lösung sah den Zusammenschluß von Buchschlag und Sprendlingen zu einer Gemeinde und Dreieichenhain, Götzenhain und Offenthal zu einer anderen Gemeinde vor. Die große Lösung war der Zusammenschluß aller fünf Gemeinden zu einer Stadt. In den Rathäusern der fünf Gemeinden wurde darüber viel debattiert. Die Bürgervertretungen hatten es nicht leicht, ihre Meinung den Wählern gegenüber zu vertreten. Über die damalige Stimmungslage ein kurzer Bericht. 

Buchschlag: Im Februar 1973 stimmen alle vier Parteien in der Gemeindevertretung gegen eine, wie auch immer geartete Eingemeindung. In den drei SPD regierten Gemeinden Dreieichenhain, Götzenhain und Sprendlingen sah man keinen großen Nutzen in einer Verwaltungsehe. Aber trotzdem stimmten in Sprendlingen die SPD zusammen mit der FDP im März 1974 für einen Zusammenschluß aller fünf Kommunen. 

Dazu Kommentare: Bürgermeister Scheid von Sprendlingen „Sternstunde der engeren Heimat“. Bürgermeister Pfrommer von Dreieichenhain „Man muß versuchen, das beste daraus zu machen“. Bürgermeister Zimmer von Offenthal „Ich bin enttäuscht und befürchte eine Stadtrandlage“. Bürgermeister Meudt von Buchschlag „Aus Sicht der Gemeinde gleicht die Frage der an einen Menschen, ob er lieber geköpft oder gehenkt werden wolle“. Ein Offenthaler Sozialdemokrat meinte sogar: „Erst wenn in Sprendlingen Teppiche auf der Straße liegen, ist Offenthal an der Reihe“. 

Ab Februar 1973 war Druck in der Angelegenheit „Zusammenschluß“ aus Wiesbaden zu spüren. Der Widerstand ließ Innenminister Bielefeld unbeeindruckt. In einem Anhang eines Memorandums von ihm war eine Landkarte zu sehen, die die große Lösung als gegeben ansah. Im Dezember 1973 war es dann soweit, der Innenminister eröffnete das Gesetzgebungsverfahren für die Umstrukturierung des „Ländleins Dreieich“. Auf Seite sechs stand der enscheidende Satz: Die Städte Dreieichenhain und Sprendlingen und die Gemeinden Buchschlag, Götzenhain und Offenthal werden zu einer Stadt mit dem Namen „Sprendlingen“ zusammengeschlossen. 

Diese Namensgebung schockte natürlich sehr, und so wurde aus dem Bielefeldischen Arbeitstitel nach langer Beratung der Städtename „Dreieich“. Am 19. Juni 1974 wurde im Wiesbadener Schloß die große Lösung und als Tag X der 1. Januar 1977 beschlossen.

Für die Legislaturperiode von 1972 –76 verabschiedete die Sprendlinger Stadtverwaltung 1976 ihren letzten Bericht. Damit erlosch das selbständige Gemeinwesen Stadt Sprendlingen. In die neue Stadt „Deieich“ wurden eingebracht: 

21 351 Einwohner, 9 280 Haushalte, 3 240 Wohnhäuser auf 2 050 Hektar Gemarkungsfläche. Außerdem 701 Einzelhandelsgeschäfte Handwerksbetriebe, sowie 196 Industrieunternehmen, zum Teil mit internationalem Ruf. Sprendlingen, das war schon was und hatte viel zu bieten.

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