Das Sprendlinger Pfarrhaus in der Tempelstraße gegenüber der Erasmus-Alberus-Kirche wurde 1779/1780 als isenburgisches Forsthaus erbaut. So steht es in allen aktuellen heimatkundlichen Publikationen. Aber dies ist falsch! Man hätte sich natürlich fragen können, wieso ein isenburgisches Forsthaus in dem Garten des alten Pfarrhauses errichtet worden sein sollen (s. Skizze des Pfarrgrundstückes). Im Rahmen der Beschäftigung mit dem Pfarrer Lantz gab es einen Hinweis auf das "Baubuch für die evangelischen Pfarreien der Souverenitätslande und der acquirierten Gebiete" von Wilhelm Diehl (Darmstadt, 1935, Selbstverlag). Neben der Beschreibung der Baugeschichte der Sprendlinger Kirche wird auch auf S. 455 von dem Pfarrhaus berichtet: Das heutige Pfarrhaus wurde in den Jahren 1779 und 1780 mit einem Kostenaufwand von 3830 fl. als Pfarrhaus errichtet. Das baufällige alte Pfarrhaus wurde dann abgerissen. Mit einem Klick auf das Bild oben kann man die Publikation aufrufen.
Es gibt in der Heimatkunde erfreulicherweise immer wieder etwas Neues zu finden. Wolfgang Deißler fand in den kirchlichen Unterlagen
ein Inventarium über die geistlichen Gebäude zu Sprendlingen. Seine Transkription ist -->hier herunterzuladen. Das Dokument entstand in der Amtszeit von Pfarrer Hofmann
(1812-1831).
Der erste Satz "Wird vom Fürsten von Ysenburg gebaut und unterhalten" belegt dieses Inventarium erneut, dass die Baulast für das Pfarrhaus bei der Standesherrschaft des Fürsten von Isenburg-Birstein lag (fürstliche Kellerei Offenbach). Sie wurde erst 1906 gegen eine Ablösesumme auf die evangelische Gemeinde übertragen.
Ergänzung Juli 2021: Wir ließen eine neue Informationstafel anfertigen, in der auf die aktuellen Erkenntnisse hingewiesen wird. Die alte Tafel überreichten wir Pfarrer Gerlitz zum Abschied von Sprendlingen am Ende seiner Dienstzeit als Erinnerung an das Haus, in dem er über 30 Jahre wirkte. -->Hier ein Bericht aus der Offenbach-Post