Wendelin Kieffert

Wendelin Kieffert (1613 - 1681) ist der Ahnherr vieler "eingeborener" Sprendlinger. In der heimatkundlichen Literatur wird er häufig erwähnt, allerdings meist nur sehr stichwortartig. Mit diesem Artikel sollen die Informationen über ihn in etwas ausführlicherer Form zusammengefasst werden. Hauptquelle der Information ist ein Artikel aus den Frankfurter Blätter für Familiengeschichte (6. Jg, Frankfurt am Main 1913, Beilage 10) und eine Ausarbeitung von Ute Sehring.

 

Sprendlingen wurde um 840 zum ersten mal schriftlich erwähnt. Es ist aber -als alemannische Gründung- wesentlich älter. Ausführlichere dokumentarische Informationen über die Bewohner liegen erst in Form von Kirchenbüchern aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) vor. Dieser Krieg forderte auch in Sprendlingen große materielle und personelle Opfer. Durch Kriegshandlungen, Hunger und Krankheiten kam ein großer Teil der Dorfbewohner ums Leben. Nach dem Krieg suchte die Isenburgische Obrigkeit durch Ansiedlung von Menschen aus Gebieten, die nicht so stark vom Krieg betroffen waren, die Einwohnerzahl wieder zu erhöhen.

 

Wendelin Kieffert war im Jahr 1613 in Durlach zu Baden geboren, geriet also schon in seiner Jugend in die Wirren des 30jährigen Krieges, nahm dann selbst Kriegsdienste an und focht den ganzen Krieg von etwa 1630 bis zum Schluss mit und zwar, obgleich er katholischer Religion war, auf schwedischer Seite unter dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar im Regiment des Grafen von Isenburg als Leutnant zu Pferd. 1650 wurde Wendelin Kieffert vom Isenburger Grafen zum Oberschultheiß und Vogt von Sprendlingen ernannt.

 

Der Bestallungsbrief vom 6. November 1650 lautet:


Wir Maria Magdalena Graevin zue Isenburg und Büdingen, geborene Graevin zu Nassaw Wispaden und Itzstein, Wittib und Vormünderin p.  
Unt wir Johann Ludwig Grave zu Isenburg undt Büdingen p. Thun Kundt hiermit bekennendt, daß wir den Ehrsamen Wentzel Küfferten von Durlach aus der Marg-Grafschaft Baden bürtig, zu unserem Schultheiß nacher Sprendlingen gn. Uff. undt ahngenommen haben etc. etc. (folgt Instruktionen) 
 
gez. Maria Magdalena
Graevin zu Isenburg
und Büdingen, geb. 
Graevin zu Nassaw Wis-
paden und Itzstein.
gez. Joh. Ludwig                                        
Grave zu Isenburg
und Büdingen.

Wendelin Kieffert muss schon gegen Ende des 30jährigen Krieges - etwa 1645 - geheiratet haben, da sein ältester Sohn Martin im Jahre 1658 als "12 Jahre alt" in Sprendlingen konfirmiert wurde, also 1646 geboren sein wird; wer seine Gattin war, ist bis jetzt nicht festzustellen gewesen, die Trauung mag wohl auf einem Kriegszuge gewesen sein.  

 

Für Sprendlingen ist es bemerkenswert, dass sich da eine ganze Kolonie von ehemaligen schwedischen Kriegsleuten angesiedelt zu haben scheint. Andere Quellen berichten, dass es Pfälzer gewesen sein sollen, die er nach Sprendlingen geholt haben soll. Man nimmt an, dass von ihnen der spezifische Sprendlinger Dialekt rührt, der sich deutlich von dem der Nachbarorte unterscheidet. Bemerkenswert ist, dass er der Schultheiß des Territorialherren Isenburg-Büdingen war. Daneben gab es noch den Gerichtsschultheiß, der von dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt eingesetzt wurde, der aufgrund alter Katzenelnboger Verträge die Gerichtsrechte in Sprendlingen besaß. Rechts ist das Sprendlinger Gerichtssiegel abgebildet.  

 

Wendelin Kieffert hatte seinen Amtssitz wahrscheinlich in dem Haus mit der heutigen Adresse Vogtei 1, das damals etwas außerhalb des eigentlichen Ortskerns stand. Das Haus existiert heut noch, allerdings erlitt es im 2. Weltkrieg schwere Bombenschäden. In den 1960er Jahren wurde die marode Fachwerkfront durch Hohlblocksteine ersetzt und anschließend verputzt. 

 

Es ist anzunehmen, dass die 10 Kinder von Wendelin Kieffert dort aufwuchsen: Martin, Anna Margaretha, Catharina, Jacob, Christian, Ursula Christina, Amalia, David, Johanette Christina und Elisabeth. Diese vermehrten sich ebenfalls recht fleißig. Wendelin Kieffert ist nicht nur der Ahnherr der Kiefer-Familien in Sprendlingen (sowie Dreieichenhain und Dietzenbach). Die meisten "eingeborenen" Sprendlinger stammen mehr oder weniger direkt von Wendelin Kieffert ab, tragen also seine Gene in sich.

Im Fürstlich Isenburgischen Archiv in Birstein werden eine Anzahl Berichte und Abrechnungen aufbewahrt, die sein Familienwappen und seine Unterschrift überliefern. Das Wappen zeigt ein Schild mit zwei symbolisierten Rosen links und einem etwas langgezogenen Löwen rechts. Auf dem Schild ist oben ein mit einem weiteren Löwen verzierten Helm angebracht. Briefe verschloss er mit einer Petschaft (Siegelring) mit gleichem Wappen. Er unterschrieb interessanterweise mit "Wentzel Küffert". Offensichtlich nahm man die Rechtschreibung nicht zu genau. Irgendwann ist daraus "Kiefer" geworden.  

 

Das Kirchenbuch von 1681 zeigt folgenden Eintrag zu seinem Tod: 


Wentzel Kieffert hiesiger Schultheißen catholischer Religion ist nach ausgestandener langwieriger Kranckheit noch nach christlichem Glauben i. J. gestorben d. 20 ten April undt den 22 ten ejusdem christl. bestattiget worden seines Alters 68 Jahre. Gott wolle Ihme eine selige Auferstehung geben.


Interessanterweise findet man in Dreieichenhain (!) in der Spitalgasse 3 an einem Fachwerkhaus eine schön gestaltete "Chronik der Familie Kiefer" (Foto: Gernot Schmidt). Es ist bemerkenswert und erfreulich, dass sich ein Haaner auf seine Sprendlinger Abstammung beruft und das auch noch in dieser Form dokumentiert.


 

Mit der Internet-Datenbank des Familienbuchs Sprendlingen Sprendlingen hat man die Möglichkeit, die Nachfahren vor Wendelin Kieffert aufzulisten. In der -->HIER aufzurufenden Tabelle sind 5120 Namen aufgeführt, die man der 9. Generation nach Kieffert zuordnen kann. die 9. Generation deswegen, weil die Geburtsdaten um 1900 (+/- 25) liegen. In dieser Generation sind die Einträge im Familienbuch noch relativ vollständig. Mit Strg+f kann man nach den Namen suchen.