Möbelfabrik Johann Georg Schmidt

1882 gründet der Schreinermeister Johann Georg Schmidt in Sprendlingen eine Schreinerei mit Möbelfabrikation. Die Mitarbeiterzahl nimmt bis zum Ersten Weltkrieg auf 60 zu. Der Krieg und die darauf folgende Wirtschaftskrise brachten große finanzielle Probleme. Wie auch im ersten Weltkrieg wurden nach 1935 Kaserneneinrichtungen und Munitionskisten hergestellt. In der Nachkriegszeit entwickelte sich die Firma, die jetzt Möbel-Bechtel hieß, sehr positiv. Allerdings verschlechterte sich das Konkurrenzumfeld in den nachfolgenden Jahren, so dass 1967 die Möbelproduktion aufgegeben wurde. Es entstand ein Möbelhaus mit angeschlossener Werkstatt für insbesondere rustikale Eichenmöbel. Im Jahr 1997 wurde der Möbelhandel beendet und die Firma Bechtel konzentriert sich auf Restaurierungen und handwerkliche Spezialanfertigungen. 

 

Möbelfabrik Johann Georg Schmidt

Von Gerhard Störmer

Auszug aus: „Das Sprendlinger Buch“, 2008

Am 4. Mai 1882 gründet der Schreinermeister Johann Georg Schmidt in der Sprendlinger Eisenbahnstraße eine Schreinerei mit Möbelfabrikation. Fleiß und Tatkraft des Gründers bringen das junge Unternehmen innerhalb weniger Jahre auf Erfolgskurs. 1897 beschäftigt die Firma bereits 15 Mitarbeiter und bis zum 1. Weltkrieg finden 60 Schreiner und Lackierer in der Küchen- und Schlafzimmerproduktion Brot und Arbeit. Im 1. Weltkrieg muss die Produktion aber auf Kaserneneinrichtungen und Munitionskisten umgestellt werden.

Nach dem schrecklichen Krieg zieht sich der Firmengründer aus Altersgrün­den zurück und überträgt die Geschäftsführung und die Gesamtverantwor­tung an seinen Sohn Ludwig und seinen Schwiegersohn Wilhelm Bechtel. Die neuen Inhaber entwickeln bewährte Produkte weiter und finden neue marktgerechte Erzeugnisse, so dass 1927 wieder 35 Mitarbeiter beschäftigt werden können. Man hatte sich auf die Herstellung von Schlafzimmern in der Verkaufspreislage von ca. 200 Reichsmark spezialisiert.

Doch die Weltwirtschaftskrise bringt auch das mittelständische Sprendlinger Unternehmen in große Bedrängnis. Auf ihrem Höhepunkt 1930 konnten nur noch 6-7 Mitarbeiter beschäftigt und bezahlt werden, und die Inhaber muss­ten in der Werkstatt selbst mit anpacken.

 

Ab 1933 geht es wieder aufwärts. Monatlich verlassen rund 300 Schlafzim­mer das Werk, nach Hauskatalog in Serie gefertigt. Doch schon wieder wirft ein Krieg seine Schatten voraus. Mit der allgemeinen Aufrüstung in Deutschland werden ab 1935 Spinde und Tische für Mannschaftsunterkünfte für die neu erbauten Kasernen gebraucht. Und während des Krieges müssen wieder Munitionskisten gefertigt werden. Material- und Personalengpässe bestimmen den ganzen Betriebsablauf. Nach dem Krieg hält man sich bis zur Währungsreform den Umständen entsprechend über Wasser.

Ab 1933 geht es wieder aufwärts. Monatlich verlassen rund 300 Schlafzim­mer das Werk, nach Hauskatalog in Serie gefertigt. Doch schon wieder wirft ein Krieg seine Schatten voraus. Mit der allgemeinen Aufrüstung in Deutschland werden ab 1935 Spinde und Tische für Mannschaftsunterkünfte für die neu erbauten Kasernen gebraucht. Und während des Krieges müssen wieder Munitionskisten gefertigt werden. Material- und Personalengpässe bestimmen den ganzen Betriebsablauf. Nach dem Krieg hält man sich bis zur Währungsreform den Umständen entsprechend über Wasser.

1950 läuft die Möbelproduktion mit 70 Mitarbeitern wieder auf Touren. Küchen und Schlafzimmer finden in dem ausgepowerten Land großen Ab­satz. Eine sich entspannende Wohnungssituation verlangt nach bezahlbaren, praktischen und formschönen Möbeln. Die Wohnschränke Brigitte und Constanze 2,3 u. 4-türiger Ausführung erweisen sich als Standardmodelle, als große Renner und werden in hohen Stückzahlen gebaut. Monatlich verlassen bis zu 500 Stück das Werk. Mit der Verkaufs­preislage ab DM 340,- trifft man genau den Geschmack dieser Zeit. Zwei renommierte Schweizer Hotels ordern je 300 Hotelzimmereinrichtungen nach den Katalogen der Firma Schmidt, was die Leistungsfähigkeit und Konkurrenzfähigkeit des Hauses unterstreicht. 1955 wird als Spitzenerzeugnis auf dem Schlafzimmersektor, das Modell „Adlon“, den Handelspartnern präsentiert. Auch dieses Produkt findet in Käuferkreisen großen Anklang.

Nach Jahren dauernden Erfolges bahnt sich jedoch ein Umbruch an. Der Verbraucher wird anspruchsvoller, das Möbelangebot noch vielfältiger und die Importe wesentlich umfangreicher. Das mittelständische Unternehmen wird zu einschneidenden Maßnahmen gezwungen, um seine Zukunft zu sichern. Die Unternehmerfamilie beschließt 1967 die Möbelfabrikation aufzugeben und firmiert ab 29. Mai 1968 nur noch als Handelshaus mit angeschlossener Werkstatt. Nach einem sehr aufwändigen und kostenträchti­gen Umbau der Fabrikationsanlagen nimmt der neue Möbel-Markt seine Geschäftstätigkeit auf.

Das größte Problem bei der Umwandlung des Geschäftsbetriebes war die Personalfrage: 25 Mitarbeiter waren von der Freistellung bzw. Entlassung betroffen. In dieser Phase bewährte sich die soziale Verantwortung des Firmenchefs Günther Bechtel. In seinem ehemaligen Mitarbeiter, Gewerk­schafter und 1. Kreisbeigeordneten Hans Salomon fand er einen kongenialen Partner für eine sozialverträgliche Betriebsumstellung. Dem Verhandlungs­geschick und den Verbindungen von Hans Salomon war es dann zu verdan­ken, dass die freigestellten Mitarbeiter der Firma Schmidt als ausgezeichnete Fachkräfte von der Schreinerei des Baukonzerns Holzmann in Neu Isenburg übernommen wurden. Mit 10 Mitarbeitern spezialisiert man sich neben dem eigentlichen Möbel­handel auf Sonderanfertigungen rustikaler Eiche- und anderer Stilmöbel und den anspruchsvollen gehobenen Innenausbau.

1982 konnte das Haus unter dem Namen Bechtel-Möbel sein 100-jähriges Bestehen feiern. Das Unternehmen genießt einen hervorragenden Ruf in Kundenkreisen für seine individuelle fachliche Beratung bei besonderen Kundenwünschen, für seine Qualitätsstandards und seine Zuverlässigkeit, ­kurz ein Haus für Wohnkultur in bestem Sinne. Mittlerweile sind die Söhne von Günther Bechtel in die Geschäftsleitung eingetreten. Gerd und Ulrich Bechtel setzen in der 4. Generation das Werk ihrer Vorfahren unter anderen Vorzeichen fort. 


Die Veränderungen der Konsumgewohnheiten und das Kaufverhalten der Verbraucher bedingen neue Antworten auf die Fragen unserer Zeit. Es war eine große Herausforderung, die Unternehmensziele neu zu definieren. Dazu gehörte ab 1997 die Aufgabe des eigentlichen Handelsgeschäftes in der bisherigen Form und Größe. Neben aufwändigen Möbelrestaurierungen bilden handwerkliche Spezial­anfertigungen von Vitrinen für Ausstellungen, Messen und Museen, die weltweit vertrieben und im Bedarfsfalle auch vor Ort aufgebaut werden , die besonderen Arbeitsschwerpunkte des alten und trotzdem jungen Unterneh­mens - „Ein Haus mit Tradition und Zukunft“

 

Herrn Ulrich Bechtel wird für die Überlassung der Fotos gedankt.

 

Hier eine Anzeige aus dem Jahr 1979:

Lesen Sie --> hier einen Artikel aus der Dreieich-Zeitung vom 4.7.2013 zum 90. Geburtstag von Günther Bechtel, dem Sohn von Johann Georg Schmidt.