Ruhesteine oder "Ruhen" (bzw. Napoleonsbänke) entlang der Straßen und Wege sind heute selten geworden. Sie stammen aus der Zeit, in der die Marktfrauen die Erzeugnisse, die sie in Nachbarorten verkauften, in schweren Körben auf dem Kopf transportierten. Die oberen Querbalken der Ruhen dienten zum Absetzen dieser Traglasten. Nach der Rast auf den unteren Querbalken konnten die Körbe ohne fremde Hilfe wieder mit dem Kopf aufgenommen werden. Es konnten mehrere Körbe oben abgestellt werden, da die Frauen meist in Gruppen zu den Märkten gingen. Die Napoleonsbänke sollen unter Napoleon von der damaligen Regierungskommission aufgestellt worden sein, "um das Vertrauen des Hessischen Volkes zu gewinnen" . In Sprendlingen gibt es immerhin zwei dieser unter Denkmalschutz stehenden historischen Kleindenkmälern an den Ortsausgängen nach Frankfurt und Offenbach.
Hier könne Sie Informationen über weitere Ruhesteine in Hessen aufrufen.
Ruhe Sprendlingen 1 , auf der westlichen Seite der Frankfurter Straße etwas nördlich der Einfahrt zur Wohnstadt Hirschsprung. Früher stand sie auf der Ostseite der Frankfurter Straße (Abb. oben links), damals noch außerhalb der Ortslage. Sie wurde 1967 beim Ausbau der B 3 in die Parkanlage am Hirschsprung versetzt. Zwischen die beiden hohen Pfosten wurde 1969 eine Sandsteinplatte eingesetzt. Auf der Vorderseite dieser Platte ist eine Bronzetafel angebracht, welche die Bezeichnung "Hirschsprung" erläutert. Auf der von vandalistischen Zeitgenossen leider verschmierten Rückseite der Platte wird die Funktion einer "Ruhe" beschrieben: "Dieser Stein diente in früherer Zeit als Ruhebank und zum Abstellen von Kiepen und Körben. 1967". Auf dem oberen Querbalken steht auf der Rückseite "Aufgestellt 1967 vom Verkehrsverein der Stadt Sprendlingen e.V." (alle Inschriften versal).
Ruhe Sprendlingen 2, auf der Ostseite der Offenbacher Straße. Sie hat eine bewegte Historie: Sie stand bis in die 1960er Jahre an der Ostseite der Offenbacher Straße in Sprendlingen, wo sie durch Straßenbaumaßnahmen gefährdet war. Sie wurde daraufhin im Jahr 1970 an den Parkplatz an der B 3 zwischen Sprendlingen und Langen versetzt. Dort stand sie inmitten von Lastwagen und vermüllten Abfallkörben, bis sie auf Initiative der "Freunde Sprendlingens" an den jetzigen Standort versetzt wurde. Eine gute Entscheidung. Unten können Detailbilder aufgerufen werden: Verzapfung und Inschrift: Es sind "1836"(nicht "1736") und einige Namensgraffiti zu erkennen. Vergleicht man die Maße der beiden Sprendlinger Ruhen, fällt auf, dass sie praktisch identisch sind. Sie dürften wohl zusammen her- und aufgestellt worden sein.