Hans Ludwig Schäfer: Dreieich-Lexikon
- ergänzt von Wilhelm Schäfer und Wilhelm Ott
Bereits am 04.06.1892 wurde im Weiher an der Theisenmühle, initiiert vom Sprendlinger Arzt Dr. Becker, eine öffentliche Badeanstalt, das „Volksbad“, eingerichtet. Das Volksbad existierte aber nur wenige Jahre. Ab 1920 wurde im Gemeinderat über die Errichtung eines Bades diskutiert. Es gab Pläne, im alten Ofenhaus des Gaswerks Wannenbäder und ein Schwimmbecken von 12 m Länge einzubauen; es gab auch Pläne, im Heckenborn ein Bad zu bauen mit einem Becken von 100 m Länge.
1925 fasste der Gemeinderat den Beschluss, am Weiher der Theisenmühle eine Badeanstalt anzulegen. Durch den Erwerb des Anwesens „Mariahall“ im September 1926 mit dem dort befindlichen, Marienbad war dieser Beschluss obsolet und man begann1927 für das Freibad auf den Weideflächen des ehemaligen Gestütes ein Becken auszuheben. Für die Badegäste wurden Umkleidekabinen errichtet. Die offizielle Eröffnung des Freibades fand am19.06.1927 statt.
Die Feierlichkeiten zur Einweihung des Sprendlinger Freibades wurden von Philipp Ebert, dem Eigentümer des Viktoria-Lichtspieltheaters in Sprendlingen, gefilmt. Seine Familie, die heute noch beide Sprendlinger Kinos betreibt, gab den Freunden Sprendlingens freundlicherweise die Erlaubnis, dieses lokalhistorisch sehr interessante Dokument auf YouTube hochzuladen und es somit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Viele Sprendlinger werden ihre Eltern oder Großeltern wiedererkennen. In der Einladung des Festkomitees zur Eröffnungsfeier wurden unter Punkt 22 "Nacktübungen" der Turngesellschaft Sprendlingens angekündigt. Zum Leidwesen vieler Besucher dürfte es sich um einen Setzfehler gehandelt haben.
Als das Schwimmbad angelegt wurde, konnte aus Kostengründen nur die Schwimmbadsohle betoniert werden, die Seitenwände und die Umläufe bestanden aus Holz. Das Wasser wurde über eine Leitung dem Theisenmühlweiher entnommen (s. Abb.). Das Wasser wurde ab einem unbekannten Zeitpunkt gefiltert und gechlort. Es gab Zeiten, da floss die Dreieichenhainer Abwasser ungeklärt in den Woog. Das führte natürlich zu Konflikten mit Sprendlingen, wobei die Haaner am längeren Hebel saßen.
Von Anfang an bestand das Freibad aus einem Schwimmerbecken mit drei Sprungbrettern und einer Rutschbahn, einem Nichtschwimmerbecken mit Rutschbahn und einem Planschbecken für Kleinkinder. Das Parkschwimmbad wurde inzwischen mehrfach renoviert, Das Schwimmbecken hatte anfangs die unübliche Länge von 56 m. Eine erste Renovierung erfolgte 1938. Nach einer Grundüberholung wurde das Bad 1955 komplett saniert und eine Wasserreinigungsanlage wurde installiert. Das Gebäude steht heute noch an der Südseite des Schwimmerbeckens. Zum Hessentag in Dreieich 1977 wurde das Parkbad gründlich umgebaut. Die Becken wurden erneuert und ein Springerbecken mit einem 5-Meter Sprungturm angelegt. 25 Jahre später kam eine öffentliche Diskussion auf, ob das Bad wegen seines maroden Zustandes und der entsprechenden Kosten renoviert, umgebaut oder ganz aufgelassen werden sollte.
Um eine befürchtete Schließung des Bades zu verhindern, gingen die Bürger im Jahr 2003 auf die Straße und veranstalteten zwei Demonstrationen. Mehr als 10.000 gesammelte Unterschriften, die sich für den Erhalt des Bades aussprechen, kamen zusammen und wurden dem damaligen Bürgermeister Olschewsky übergeben. 2003 formierte sich auch ein Förderverein, um das Parkschwimmbad mit „Maßnahmen, die zur Erhaltung und Gestaltung des Dreieicher Parkschwimmbades beitragen" - so die Satzung - zu unterstützen.
Ab Dezember 2003 fiel das Parkschwimmbad in die Zuständigkeit der Holding unter dem Dach der Stadtwerke Dreieich GmbH, wodurch man sich steuerliche Vorteile erhoffte. Darüber hinaus wurde die Holding vom Aufsichtsrat beauftragt, ein Konzept für die Zukunft des Parkschwimmbades zu entwickeln. Die Stadtverordneten-Versammlung beschloss am 21.05.2007, dass das 50-Meter-Becken auch weiterhin fester Bestandteil eines umgebauten Parkschwimmbades sein sollte. In der Sitzung sprachen sich die Stadtverordneten auch ausdrücklich für eine Sanierung des Parkbads im Bestand aus.
So geschah es dann auch. Bis 2010 wurde das Freibad gründlich renoviert. 2020 musste die veraltete Regelungstechnik ersetzt werden. Das Freibad wurde an das Blockheizkraftwerk im neuen Wohnquartier Hainer Chaussee angeschlossen. Die überschüssige Wärme aus den Sommermonaten wird genutzt, um das Beckenwasser des nahen Bads zu erwärmen.
Dreieich besitzt mit dem Parkschwimmbad eines der schönsten Freibäder in der Umgegend.