-->Hier geht es direkt zum Bericht über den Luftschutzbunker unter dem 5-Häuser-Quartier in Sprendlingen.
Der
Bombenkrieg im zweiten Weltkrieg forderte auch in Sprendlingen seine
Opfer. Einem Bericht von Arno Baumbusch ist zu
entnehmen, dass durch den
Abwurf
von ca. 200 Sprengbomben und Luftminen sowie vielen Phosphorkanistern
und Tausenden von Stabbrandbomben auf die Sprendlinger Gemarkung bei
damals 7000 Einwohnern 9 Personen umkamen, 25 Gebäude wurden
total
zerstört und 78 schwer beschädigt. Nicht nur Bomben,
sondern
auch die Splitter von Flakgranaten richteten Schäden an.
Während des Krieges gab es in Sprendlingen Flakstellungen, wie
der Bericht Flakstellungen in Sprendlingen auf dieser Website belegt.
Die
Nazi-Führung hat das Volk schon früh mit dem
Luftschutzgedanken vertraut gemacht. Bereits vor dem Krieg
wurden
regelmäßig Luftschutzübungen
durchgeführt. Links
ist ein Foto von einer Luftschutzübung in der Zahnfabrik
während des Krieges abgebildet. In den
größeren
Städten wurden für die Einwohner Luftschutzbunker
erbaut.
Außerhalb dieser Ballungszentren wurde die
Bevölkerung
aufgefordert, ihre Hauskeller als Luftschutzräume zu
ertüchtigen. Noch bis vor wenigen Jahren konnte man auch in
Sprendlingen an Hauswänden einen weißen
Pfeil mit der Buchstabenkombination "LSR" (für Luftschutzraum)
sehen. Vor allem bei kriegswichtigen Unternehmen wurden mehr oder
weniger große Bunker erbaut, die im Falle eines drohenden
Luftangriffes den dort Beschäftigten Schutz
boten. Auch
Privatleuten gelang es, trotz Knappheit an Stahl und Beton,
für
ihre Familie und ggf. auch für Nachbarfamilien zu
Beginn der
schweren Luftangriffe im Jahr 1941 kleinere Bunkeranlagen zu
erstellen. Das Luftbild
eines alliierten Aufklärungsflugzeugs zeigt, wie auch die
Außenbereiche von Sprendlingen mit Bomben belegt
wurden.
1.
Rundbunker im Außenbereich
Bei
einer
heimatgeschichtlichen Recherche wurden die Freunde Sprendlingens im
Oktober 2013 von einem Bürger auf einen Bunker in
Ortsrandlage Sprendlingens hingewiesen. Dies verursachte
großes
Interesse, da in der lokalen Literatur zu diesen Zeugen
der jüngeren Geschichte nichts dokumentiert war. Der
Grundstückseigentümer erteilte dankenswerterweise
die Erlaubnis, dieses Objekt zu untersuchen, worüber
im
Folgenden berichtet werden wird. Aus nachvollziehbaren Gründen
soll der Standort dieses Bunkers hier nicht genannt werden.
Dieser Privatbunker wurde in der Nähe des Anwesens
einer Sprendlinger
Familie erbaut. Er war nur wenige Meter vom Wohnhaus entfernt, konnte
also bei Angriffswarnungen schnell erreicht werden. In der Tat gingen
auch in dieser Gegend einige Bomben nieder, die beträchtlichen
Schaden anrichteten. Es handelt sich um einen bautechnisch
anspruchsvollen Rundbunker, der sich zum
größten Teil
unter Bodenniveau befindet. Er ist vollständig mit der
Aushuberde
bedeckt, so dass nur der Eingangsbereich sichtbar ist. Das ganze Areal
ist heute dicht mit Bäumen, Unterholz und Brombeerranken
bewachsen. Auf älteren Luftaufnahmen ist an dieser Stelle ein
flacher Hügel zu erkennen.
Am
Eingang des Bunkers wurde die Böschung durch zwei
Reihen von
Betonsteinen terrassiert. Der Eingang, der mit einem
Eisengitter
verschlossen war, musste erst von stacheligen Ranken befreit werden,
bevor man die Treppe zur Gasschleuse hinuntergehen konnte. Es handelt
sich um eine leicht nach rechts gedrehte Betontreppe, die der
Rundung der Bunkermauer folgt. Die linke Wandseite besteht aus
Ziegelsteinen. Am Fuß der Treppe lag allerlei
Gerümpel:
Steinbrocken, Äste, vermoderte Bretter.
Erstaunlicherweise
befand sich in der ehemaligen Gasschleuse, die durch die beiden
eisernen Türrahmen zu erkennen
war, ca.
ein Kubikmeter zäher, lehmiger Boden. Durch die hintere
Türöffnung der Gasschleuse, die im Winkel
von 90 Grad
zur Vordertür steht, gelangte man ins Bunkerinnere.
Im
Taschenlampenlicht war der runde Innenraum mit einer
Mittelsäule
zu erkennen. Der Bunker stand ca. 80 cm unter Wasser, wobei der Lehm im
Vorraum das Eindringen des Wassers in den Treppenbereich
verhinderte.
Die
Freunde Sprendlingens kontaktierten die Feuerwehr mit der Bitte, den
Bunker auszupumpen. Dies war wegen des verschmutzten Wassers leider
nicht möglich. Das Wasser wurde dann mit einer kleinen
Schmutzwasserpumpe im Laufe zweier Tage abgesaugt. In einem
Arbeitseinsatz reinigten Mitglieder der Freunde Sprendlingens das
Bunkerinnere von nassen Holzresten, Steinen und Flaschen.
Während
des Arbeitseinsatzes, bei dem der Lehm aus dem Eingangsbereich
teilweise entfernt wurde, fanden sich auch Reste von 8 Gasmasken im
Schlamm. Nachdem ungefähr die Hälfte der
zähen
Masse entfernt war, wurde die Arbeit unterbrochen, sie erwies
sich
als sehr anstrengend. Innerhalb der folgenden zwei Wochen stieg der
Wasserspiegel wieder auf das alte Niveau an, wobei diesmal auch der
Treppenbereich unter Wasser stand. Es ist vorgesehen, die Arbeiten in
einer weniger kalten Jahreszeit
weiterzuführen.
Im Zuge
des Arbeitseinsatzes wurde der Bunker vermessen und
mit Planskizzen dokumentiert. [Schnitt A-A, Schnitt B-B, Schnitt C-C].
Man betritt die Anlage durch eine mit einem Metallgitter gesicherte
Öffnung, geht eine zehnstufige Betontreppe hinunter und kommt
dann
auf einen kleinen Vorplatz, der erforderlich war um die erste
Tür
der Gasschleuse öffnen zu können. Diese
Stahltür ist
nicht mehr vorhanden, sie endete wahrscheinlich bei einem
Schrotthändler. In der Schleuse selbst und in dem Durchlass
durch
die Bunkerwand (ca. 1,00 m stark) ins Innere befand sich der
oben
erwähnte Lehmhaufen (ca. 80 cm hoch). Die hölzerne
Füllung der zweiten Tür der Gasschleuse lag auf dem
Lehmhaufen
und erleichtere somit den Zutritt zum Bunkerinneren. Dieses ist ein
runder Raum mit
einem
Durchmesser von ca. 4,00 m. Die Wandhöhe beträgt ca.
2,00 m.
Die Decke ist flachzylindrisch. Sie wird von einer
Betonstütze mit einem Durchmesser von ca. 60 cm getragen.
Diese
hat augenscheinlich keine konstruktive Verbindung mit dem Betondach. An
der Decke erkennt man die radial verlegten Stahlträger mit
ausbetonierten, dreiecksförmigen Feldern, die das Bunkerdach
bilden. Die Funktion eines Trägers wurde durch Eisenstangen
zwischen den beiden benachbarten Trägern als
konstruktiver
Wechsel
ersetzt. Rechts und links des Bunkereintrittes erkennt man in
der
Bunkerwand zwei Nischen (b/h/t 0,60 x 1,60 x 0,25
m). Holzreste deuten darauf hin, dass diese als Regale genutzt
wurden. Links des Eintrittes befindet sich in ca. 1,80 m Höhe
eine
runde Öffnung mit einem Durchmesser von ca. 15 cm. Vermutlich
diente dies als Belüftung des Bunkers. Auf der
rechten Seite
ist in der Bunkerwand eine Öffnung ausgespart, die sich
konisch
nach außen verjüngt. Erde und Steine sind hier
eingedrungen.
Vermutlich war dies ein "Fenster", das mit einer Stahltür
verschlossen werden konnte. Von dieser Stahltüre ist nichts zu
erkennen. Von Außen ist diese
Öffnung nicht zu
sehen.
Gegenüber
des Eingangs befindet sich der Notausstieg. Dieser hat nur
eine
Höhe von ca. 1,00 m. Hier ist die Tür der Gasschleuse
Holz in
Stahlrahmen mit Gummidichtung) noch vorhanden. Diese steht offen und
lässt sich nicht mehr bewegen. Der Gang durch die Bunkerwand
führt in einen Schacht, der mit Steigeisen an der Wand
versehen
ist. In der Höhe von ca. 1,35 m befindet sich ein Absatz, an
dessen Rückwand die zweite geschlossene Tür der
Gasschleuse zu sehen ist. Diese öffnet sich
wahrscheinlich zu einem weiteren senkrechten Schacht, der ins
Freie führt. Auf der Oberfläche des
Bunkerhügels kann
man diesen mit Holz und Gummimatten bedeckten Schacht identifizieren.
Rechts neben dem Zugang ist ein Lichtschalter, eine Steckdose und
weiter oben eine Lampe angebracht. Ein Elektrokabel führt
durch
die Wand, das Kabelende hängt lose heraus und ist nicht mit
der
Bunkerelektrik verbunden. Stattdessen wurde durch das o. g. Fenster ein
weiteres, metallarmiertes Kabel verlegt, das die Elektrik mit Spannung
versorgte.
Es
fragt sich, was mit diesem Bunker geschehen soll. Es ist zu hoffen,
dass dieses Relikt unserer jüngeren Geschichte erhalten
bleibt.
Die Chancen stehen dafür gut, da er einer eventuellen
Neubebauung
des Geländes nicht im Weg steht. Es gibt keinen Grund, die
Kosten
für seine Beseitigung aufzuwenden. Der Lehm im Eingangsbereich
sollte entfernt werden, so dass der Bunker "besenrein" ist. Es hat
wahrscheinlich wenig Sinn, mittels einer Tauchpumpe den Bunker
ständig trocken halten zu wollen. Es bietet sich eigentlich
kein
vernünftiges Nutzungskonzept an, außer dass man ihn
als
Reservoir für die Gartenbewässerung der umliegenden
Häuser verwendet. Vielleicht lassen sich auch
Fledermäuse
ansiedeln. Frösche haben dort bereits ihr Winterquartier
bezogen. Um Unfälle
bei unbefugtem Zutritt zu vermeiden, sollte eine stärkere
Gittertür mit einem Sicherheitsschloss eingebaut
werden. Abschließend
sei angemerkt, dass nach dem Krieg ein zweijähriges Kind im
Eingangsbereich des Bunkers ertrunken sein soll.
Möglicherweise
wurde daraufhin der Lehm eingebracht, um das Eindringen von
größeren Wassermengen in den Bunker zu
vermeiden.
Weitere Fotos des Bunkers findet man in einem Picasa-Album.
Berichterstatter:
W. Ott, E. Haller. Abbildungen: Ott, Haller, Archiv Baumbusch, Fraport Archiv
/ Siegfried Rösch
Erstellungsdatum:
12/2013
2. Rundbunker einer
Hartmetallwerkzeugfabrik
Mitglieder
der
Freunde Sprendlingens hörten gerüchteweise, dass es
auf dem
Gelände der ehemaligen Firma „Hartmetallwerkzeuge
Wilhelm
Bach“ im Westen Sprendlingens einen Bunker aus dem zweiten
Weltkrieg gegeben haben sollte. Dies war plausibel, denn diese Fabrik
war ein kriegswichtiger Betrieb, in dem spezifische
Komponenten
von Werkzeugmaschinen für die Rüstungsindustrie
hergestellt
wurden. Bei den Recherchen stellte es sich heraus, dass dieser Bunker
heute noch existiert.
Das
Unternehmen wurde um 1937 gegründet und hatte 1940, als der
Bunker
erbaut wurde, eine Mitarbeiterzahl von ca. 40 Personen. 1966 wurde die
Produktion eingestellt. Die Fabrikationsanlagen wurden abgebrochen und
das Gelände mit Wohnhäusern bebaut. Da es zu
aufwändig
gewesen wäre, den Bunker zu entfernen, wurde er als
"Hügelbeet" in den Garten der Anwesen integriert. Im
Februar 2014 hatten einige Mitglieder der Freunde Sprendlingens
dankenswerterweise die Gelegenheit, den Bunker anzuschauen und ihn zu
dokumentieren.
Der
Bunkereingang im Garten besteht aus einem mit Natursteinen verkleideten
"Treppenhaus", das mit einer Metallgittertür abgeschlossen
ist. In
dieser Tür sind die Initialen "WB" für
Wilhelm Bach
eingeschweißt. Dieses Treppenhaus wurde nachträglich
über dem Eingang erbaut; ursprünglich war der
Treppenabgang
mit
einer
Falltür verschlossen, wie man sie von
Außenkellertreppen
kennt. Spuren des Rahmens der Falltür sind noch deutlich zu
erkennen. 12 Stufen führen gerade hinunter in einen Vorraum,
der
als Gasschleuse diente. Die Betondecke ist dort ca. 80 cm dick. Die
äußere Stahltür ist noch vorhanden und sehr
stark
korrodiert, kann deshalb nicht mehr bewegt werden. Am Boden der
Gasschleuse befindet sich ein Pumpensumpf mit einer Tauchpumpe, die vom
jetzigen Eigentümer installiert wurde um die Anlage zu
entwässern. Zum Zeitpunkt des Besuchs stand der Bunker ca. 40
cm
unter Wasser. Die innere Gasschleusentür auf der linken Seite
des
Vorraums ist ebenfalls noch vorhanden und auch stark
korrodiert.
Man
betritt den Hauptraum des Bunkers nach links durch diese
Türöffnung. Der Raum besitzt einen Durchmesser von
ca. 4,00 m
und eine Höhe von ca. 2,10 m. Die Decke wird von einer
Betonrundstütze mit einem Durchmesser von ca. 80 cm
gestützt.
Die Decke ist waagerecht und (von außen deutlich sichtbar)
kegelförmig aufbetoniert. Gegenüber
des Eingangs erkennt man die verrostete Stahltür
des Notausgangs.
Sie lässt sich nicht öffnen. Der Ausstiegsschacht ist
von
außen nicht zu erkennen, er wurde wohl zugeschüttet.
In der
Wand links des Eingangs ist 
eine Nische in der Wand ausgespart. Daneben
erkennt man oben an der Wand ein Lüftungsrohr,
das mit einem (nicht mehr
funktionierenden) Schraubventil verschlossen
werden kann. Dieses Rohr führt schräg nach oben durch
die
Betondecke ins Freie und ist außen im Garten mit einer
Blechhaube
versehen. Gegenüber dem Lüftungsrohr kommt ein
zweites ca. 120 cm langes Rohr
senkrecht aus der Decke. Rechts davon sind drei Bretthalterungen
einbetoniert. Das Bild rechts zeigt einen Blick auf die Gasschleuse vom
Inneren des Bunkers aus gesehen.
Der
Bunker dient heute als Lagerraum, wird aber wenig benutzt, da die
Entwässerung nicht zuverlässig funktioniert.
Berichterstatter und Abbildungen:
W. Ott, E. Haller, Erstellungsdatum: 2/2014
3. Tonnenbunker in der Darmstädter Straße

Einen
ganz anderen Charakter als die beiden bisher beschrieben
Bunkeranlagen besitzt ein Privatbunker, der von zwei Familien gebaut
wurde, zwischen deren Häuser sich eine Hofeinfahrt befindet.
Der Bunker befindet sich direkt unter der Hofeinfahrt und war durch
zwei
Eingänge vom Keller beider Häuser zugänglich. Nach dem
Krieg wurde einer der Zugänge vermauert, so dass der unterirdische
Raum nur
von dem Keller des westlichen Hauses, zu dem die Hofeinfahrt
gehörte,
betreten werden kann. An der Wand des östlichen Hauses steht ein
Pflanztrog, unter dem sich die Entlüftung des Bunkers befinden soll.
Vom Keller des westlichen Hauses steigt man eine 12 stufige, nach
rechts gebogene Treppe hinunter, bis man unten links in den
tonnenförmig überwölbten Bunkerraum kommt. Er ist 3,98 m
lang, nur 1,28 m breit und 1,79 m hoch (Mitte des
Tonnengewölbes). Auf der gegenüberlegenden Seite erkennt
man noch die erste Treppenstufe des zwischenzeitlich zugemauerten
Zugangs vom Nachbarhaus. Ein Ventilator in dem Entlüftungsrohr,
das ca. 30
cm
von dieser Wand entfernt mittig im Gewölbe
nach oben führt, sorgt für den Luftabzug. In Kniehöhe
erkennt man zwei Rohre, die möglicherweise für die Zuluft
sorgten. Auffällig ist, dass die Zugänge aus beiden
Kellern nicht mit festen Türen oder gar Gasschleusen versehen
wurden. Der Raum bot Schutz für maximal 20 Personen. Allein
die Vorstellung, in einem solchen Raum zu sitzen, während rings
umher die Bomben explodieren, ist sehr bedrückend. Der Bunker
wurde nach dem Krieg eine Zeit lang als Lagerraum und auch als
Weinkeller benutzt. Allerdings dringt manchmal Wasser in den Bunker
ein, was die Nutzung stark einschränkt.
Berichterstatter und Abbildungen:
W. Ott, E. Haller, Erstellungsdatum: 2/2014
4. Luftschutzraum in einer alten Sprendlinger Gastwirtschaft
In einer alten Sprendlinger Gastwirtschaft gibt es unter einem
Nebengebäude einen großen Keller, in dem früher die
Apfelweinfässer gelagert wurden. Der Apfelweinkeller war durch
einen Gang unter der Hofeinfahrt vom Keller des Haupthauses
zugänglich. Der Besitzer des Anwesens nutzte diesen Gang zur
Einrichtung eines Luftschutzraumes, dessen Reste heute noch vorhanden
sind.
Wenn man den Keller des Hauptgebäudes betritt, fällt der
Blick auf eine geschlossene Holztür, auf der man noch die
Aufschrift "Luftschutzraum" lesen kann. Ein Pfeil weist in die Richtung
des Verbindungsgangs zum alten Apfelweinkeller. Dieser Gang ist insgesamt ca. 8 m
lang, ca. 1,2 m breit und ca. 2,0 m hoch. Vorne und hinten erkennt man
je eine Stahlzarge für die Schutztüre des
Luftschutzraumes. Beide Stahltüren liegen senkrecht aufgestellt an
der Wand des Gangs. Am hinteren Ende führen einige Treppenstufen
in den imposanten Gewölbekeller hinunter. Dieser ist ca. 18 m
lang, ca. 4 m tief und ca. 4 m hoch. An der Decke befindet sich eine ca.
1,5 x 1,5 m große mit Brettern verschlossene Öffnung,
durch die die Fässer herabgelassen wurden. Vor der vorderen
Stahlzarge führt links und rechts je ein kurzer Gang rechtwinklig
ab, der nach ca. 1 m blind endet. Ob hier eine Verbindung zum
Nachbarhaus bestand oder zumindest geplant war? Da der Gang zum
Apfelweinkeller erst nachträglich zum Luftschutzraum
ertüchtigt wurde, ist zu vermuten, dass Decke des Gangs von
oben mit Beton verstärkt wurde.
Wir verfügen vorerst nicht über eine formale Genehmigung des
Hausbesitzers, diesen Luftschutzraum zu dokumentieren, daher konnten
wir keine Fotos machen oder die genauen Maße des Raumes
aufnehmen.
Berichterstatter:
W. Ott
5. Luftschutzraum in einem Haus in der Poststraße



In
diesem Haus geht man vom Kellerflur aus durch eine gasdichte
Stahltür mit zwei Klemmgriffen in einen
verwinkelten, nur ca. 4,5 qm großen Schutzraum. Die Tür ist
mit einem verglasten und mit Lochblech geschützten "Türspion"
versehen. Es handelt sich bei dem Schutzraum um einen
früheren normalen, 2,47 m hohen, Kellerabstellraum, der recht
aufwändig zum Schutzraum
umgebaut wurde. Die Kellerdecke (vermutlich Beton mit
Stahlträgern) ist augenscheinlich nicht zusätzlich
verstärkt, was bei der
geringen Spannweite auch nicht erforderlich war. Gegenüber der
Eingangstür befindet sich das Kellerfenster, das von i
nnen durch
einen 2 cm
dicken "Stahl-Laden"
gasdicht verschlossen werden konnte. Die Stahlplatte sollte die
Schutzsuchenden vor Bombensplittern schützen. Unterhalb des
Kellerfensters wurde eine Öffnung in die
Kelleraußenwand des Hauses
gestemmt (Stemmspuren sind zu erkennen) durch die man in den
unterirdischen Fluchtgang zum
Notausstieg in den Garten gelangen konnte. Die Öffnung ist
115
x 74 cm groß und ebenfalls mit einer gasdichten Tür
verschließbar. Hinter der Tür steigt man drei Stufen hinab
in den
nur 163 cm hohen Fluchtgang. Nach ca. 2,85 m knickt er leicht nach
links ab.
Nach weiteren 2,85 m wendet er sich erneut nach links, wo eine
neunstufige, steile Treppe in den Garten hinaufführt. Der
Ausgang ist mit einer einfachen, jedoch mit Winkeln
verstärkten Stahltür (stark angerostet) verschlossen. Im
Krieg war der Ausgang mit einer 20 mm starken Stahltüre
verschlossen.
Der Luftschutzraum wurde nach dem Krieg renoviert und dient heute als
Abstellraum.
Berichterstatter und Abbildungen:
W. Ott, E. Haller, Erstellungsdatum: 10/2014
6. Luftschutzkeller in der Schulstraße
Unter
einer Scheune auf einer Hofreite in der Schulstraße befindet sich
ein weiterer Luftschutzraum. Die Scheune wurde gegen 1908 erbaut,
der darunterliegende Keller wurde dann wahrscheinlich Anfang der 1940
er Jahre als Luftschutzraum ausgebaut. Die Treppe in den Keller ist
außen mit einer blechbeschlagenen Holztür gesichert. Zwei
umlaufende Gewebeschnüre aus Asbest
sollten zur Abdichtung gegen gefährliche Gase dienen. Die
geradläufige Kellertreppe führt in einen ersten Raum (1,59 x1,76
x m), der mit einem offenen Durchgang in einen zweiten Raum (1,93 x
2,60 m) führt. Von dort aus geht ein Notausgangsschacht in
den Garten. Dieser ist ebenfalls außen mit einer
blechbeschlagenen Holztür (1,05 x 0,54 m), eingelassen in einen
Stahlrahmen, gesichert. In die Schachtrückwand sind
Stahlsteigeisen für den Ausstieg eingelassen. Schalungsspuren
beweisen, dass dieser Ausstieg nachträglich eingebaut wurde. Die
Raumhöhe des Kellers beträgt 1,85 m. Die Decke
(Mauergewölbe auf Stahlträger) wurde möglicherweise
durch eine nachträgliche Aufmauerung im Durchgangsbereich
stabilisiert. Der Besitzer des Anwesens konnte sich noch daran
erinnern, dass bei Fliegerangriffen die Kinder aus der Nachbarschaft
auf einem Bett im hinteren Raum saßen, während die
Erwachsenen sich im vorderen Raum aufhielten.
Berichterstatter und Abbildungen:
W. Ott, E. Haller, Erstellungsdatum: 1/2015
7. Der Bunker unter dem "5-Häuser-Quartier"
Auf
dem Gelände, das heute unter „Sprendlinger Neue
Mitte“
läuft, befanden sich während des Krieges die
Brillenfabrik Hofmann und die Textilfabrik
Steinmeyer, die auch Uniformen herstellte. Für die Belegschaft
beider Firmen wurde ein Bunker errichtet, von dem zumindest noch Teile vorhanden sein
müssten. Anmerkung 14.2.2015:
Frau Spengler, Sprendlingen,
bestätigte die Existenz dieses Bunkers, sie hat dort als Kind
Schutz gegen Fliegerangriffe gefunden. Die benachbarten Anwohner halfen
bei dem Bau dieser Luftschutzanlage, dafür konnten sie
außerhalb der Arbeitszeit der Fabrik, d.h. bei Nachtangriffen,
die Anlage nutzen. Man ging vom Hof aus eine Treppe hinab. Rechts
befand sich der mit Sesseln ausgestatte Privatraum von Steinmeyer,
vorne war eine Tür, die zu einem lang gestreckten
größeren Schutzraum führte. Anmerkung 31.10.2019: Bei
den Bauarbeiten zur Neuen Mitte wurde die Decke des Bunkers freigelegt.
Hier ist ein Bericht aus op-online.
Die Suche nach dem Eingang war erfolgreich, allerdings ist er
verschüttet. Die Dankmalschutzbehörde betrachtet den Bunker
als Bodendenkmal und wird ihn von einer Fachfirma
dokumentieren
lassen. Die OP berichtete.über den partiellen Baustopp.
Nach Aussagen des Landesamtes für Denkmalpflege kann der Bunker
nach seiner Dokumentation abgerissen werden. Anmerkung 25.12.2019: Der
Bunker wurde von der Fachfirma dokumentiert und zur Räumung
freigegeben. Die Freunde Sprendlingens hatten die Gelegenheit, sich in
dem Bunker umzusehen. Mit einem Klick auf des Bild links ist
einBericht über die Entdeckung und Dokumentation des Bunkers
nachzulesen.
Weitere
Bunker und Luftschutzanlagen in Sprendlingen

Bunker
in der Zahnfabrik: Auf
Anfrage hin bestätigte der Projektentwickler des
Zahnfabrik-Geländes, dass es einen Luftschutzbunker gab, der im
Rahmen der Baumaßnahmen für das neue Wohngebiet
entfernt wurde. Es ist fraglich, ob
der Bunker
für die Gesamtbelegschaft ausreichend war. Andererseits wurde
er
nur für relativ kurze Zeit bei Tagesangriffen
benötigt. Nach
dem Krieg wurde er Lager für die
Küchenvorräte benutzt. Die Bilder links stammen von
der Website "Industriezerfall.de", Der Autor hat die leerstehenden Gebäude 2006 kurz vor dem Abriss
fotografisch dokumentierte: Ein Bild zeigt den Bunkereingang, das
andere ein Gittertor im Bunker. Auf dem Werksplan
ist zu erkennen, dass er unter der Freifläche südöstlich
des Fabrikgebäudes erbaut wurde. Es handelte sich um einen
zickzackförmigen gangartigen Schutzraum mit einem Tor an
beiden Enden.

In
der Poststraße
fällt an einem Haus ein Kellerfenster mit
einem Eisenrahmen auf. Es liegt nahe, dass es sich um das Fenster eines
Luftschutzraumes handelt. Eine Nachfrage bei dem Hausbesitzer
bestätigte diese Vermutung. Der Kellerraum ist durch eine
gasdichte Stahltür zu betreten. Man muss drei Stufen
hinuntergehen, wobei nicht bekannt ist, ob der Kellerboden erst beim
Umbau zu einem Schutzraum tiefer gelegt worden war. Der Raum selbst ist
unspektakulär, er dient heute als Lagerraum. Eine ähnliche
Stahlzarge ist am Kellerfenster eines Hauses in der Liebigstraße
zu finden.
Bunker
am Bahnhof? Aus
strategischen Gründen war es sinnvoll, das Personal,
das
für die Infrastruktur verantwortlich war, besonders zu
schützen. Der Hinweis eines alten Sprendlingers, dass am
Bahnhof
ein Bunker gewesen sein soll, war daher nicht
überraschend.
Wenn man sich den Platz vor dem Bahnhofskiosk anschaut, fällt
auf,
dass die Ostseite steil zur Theodor-Heuss-Straße
abfällt.
Weiterhin erkennt man an der Straße zum Nachbarhaus hin eine
treppenartige Abstufung, unter der sich durchaus ein Eingang zu einem
Raum befinden könnte. Es gibt noch weitere Gerüchte. Hier muss noch recherchiert
werden.
Unterstand in der heutigen Liebigstraße: Der
Schutzraum wurde in den Gärten von drei nebeneinander liegenden
Grundstücken auf der Ostseite der damaligen Feldbergstraße
per Hand gegraben. Der Zugang erfolgte jeweils von den beiden
äußeren Grundstücken über je eine Treppe. Die
Decke bestand aus Balken, die links und rechts abgestützt waren.
Den eigentliche Schutz der Insassen gewährleistete die relativ
starke Erdabdeckung über den Balken. In den 1950er Jahren brach
die morsch gewordenen Decke zusammen und der Hohlraum wurde
aufgefüllt. Bei dem Bau eines Hauses im Garten wurden die
restlichen Balken entfernt.
Bunker in der heutigen Emsstraße:
In Nachbarschaftshilfe wurde auf dem Grundstück Emsstraße
Ecke Lessingstraße ein Bunker betoniert. Er wurde in den 1950er
Jahren beim Bau einer Garage beseitigt.
Die Offenbach-Post berichtete in der Ausgabe von 4.2.2015 über diese Dokumentation der Sprendlinger Luftschutzanlagen.

Luftschutzkeller in Buchschlag:
Im Zusammenhang mit diesem Bericht erfuhren wir von einem Buchschlager
Bürger, dass auf seinem Anwesen ebenfalls ein Luftschutzraum
existiert. Dieser wurde als zusätzlicher Raum an den vorhandenen
Keller in Richtung Garten angebaut. Im Garten sieht man die rechteckige
Betondecke noch 50 cm über das Bodenniveau herausstehen. Der
Luftschutzkeller wurde teils mit einem Erker als Wohnraumerweiterung
überbaut, dies erforderte für die Bunkerdecke eine statisch
aufwändigere Betonkonstruktion. Man erkennt von außen
die
Ausgänge
der Lüftungsrohre, ein Kellerfenster, das mit einer ca. 1 cm
dicken Stahlplatte verschließbar ist und den ebenfalls mit einem
zweiflügligen Stahlplattenladen geschützte Notausstieg. Der
Luftschutzraum ist durch eine in die ursprüngliche
Kelleraußenwand hergestellte Türöffnung über zwei
Treppenstufen betretbar. Die Tür selbst besteht aus zwei Lagen
Holz, die mittig durch eine Stahlblecheinlage verstärkt
wurde. Der Raum hat eine Abmessung von 390 x 410 cm, die
Höhe beträgt 226 cm. Der Raum macht durch die
aufwändige, statisch notwendige Betondeckenkonstruktion einen
verwinkelten Eindruck. Da man den oberirdischen Anbau des Hauses beim
Bau des Luftschutzkellers mitplante, wurden die Stellen der Decke, auf
denen jetzt die Anbau-Wände ruhen, mit Unterzügen und
zusätzlichen Betonstützen abgefangen. Interessant an diesem
Objekt ist die Tatsache, dass der Baubericht und die Baugenehmigung von
1941 noch existieren, ebenso die detaillierte Rechnung der
ausführenden Baufirma Georg Schäfer 40. aus Sprendlingen.
Eine Gesellenstunde wurde mit 1,35 RM berechnet. Die 56 Einzelposten
summierten sich auf 2310,80 RM.